Seite:Adolf von Stählin - Wie Gottes Wort in der gegenwärtigen Kriegszeit uns zur Treue mahnt.pdf/15

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beide haben aber mit der Gewaltherrschaft das ganze reiche Sündenerbe ihres Volkes angetreten und es durch Lüge, Willkür, Corruption und entnervende Despotie noch vermehrt. Sie haben nicht mit den guten, sondern den schlimmen Geistern ihres Volkes und der Menschheit überhaupt gerechnet. Gott hat sie gebraucht als seine Werkzeuge; er hat den ersten weggeworfen, nachdem sein Maß voll geworden; es scheint auch mit dem zweiten nunmehr zum Ende zu eilen. Erkennet die Wege und Gerichte Gottes!

Gottes Mühlen mahlen langsam,
Mahlen aber trefflich fein,
Ob in Langmuth er auch säumet,
Bringt mit Schärf’ er alles ein.

 Und wie steht es nun dem gegenüber mit unserem deutschen Volke? Gottlob, es regen sich in ihm noch gute, edle Kräfte bis auf diese Stunde, und Gott hat seine Hand nicht von ihm abgezogen. Aber ferne sei von uns eitler Selbstruhm, Gottes Güte wollen wir preisen, daß es nicht aus ist mit uns. Es arbeiten nicht blos gute, es arbeiten auch schlimme, recht schlimme Geister an unserem Volk. Und wir alle haben uns zu beugen um unserer manchfachen Untreue willen, auch der Beste und Frömmste unter uns. Wir sind auch für unsere Brüder nicht treu genug gewesen; hätten wir mehr Ernst und Eifer gehabt, wir hätten das Böse mehr überwunden; mehr wahre Liebe und Milde, wir hätten für das Rechte und Wahre mehr gewonnen. Laßt uns von nun an treue Haushalter sein für das Gut und Erbe unseres Volkes; laßt uns vor Allem eintreten für deutsche Zucht, deutsche Sitte, deutsche Wahrheit und deutschen Glauben. An unseren Altvordern wurde Zucht und Sittenreinheit vor Allem gerühmt; an dem Geschlecht der Gegenwart nagt vielfach ein unkeuscher und sittenloser Geist. Ich halte Umschau in meinem engeren, in meinem weiteren Vaterland; Gottes Gebot gilt vielen nichts mehr, auch die eheliche Treue wankt. Das ist ein tiefer, schwerer Schaden. O ihr alle, die ihr es gut meint mit unserem Volke, festiget die heilige Treue der Ehe, die ernste Zucht des Hauses, und wo sie gewichen, führt sie wieder ein; unterwerfet eure Söhne und Töchter diesem Geiste heiliger Zucht! Pfleget ferner der deutschen Sitte! Es ist unsere alte Erbsünde, daß wir liebäugeln mit dem Fremden und das Bessere, was wir haben, gegen das schlechtere Fremde austauschen. Sollte die gegenwärtige