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Die Fabrik beschickte bis jetzt nur die 1850 Statt gefundene Industrie-Ausstellung in Leipzig und erhielt daselbst die Preismedaille.

Das Etablissement besitzt zwei Dampfmaschinen und zwar:

eine von vierzig Pferdekraft zum Betrieb der mechanischen Weberei von dreihundert Stühlen, und
eine von fünfzehn Pferdekraft zum Betrieb der Appretur-, Trocken- und Waschmaschinen.

Beschäftigt sind hier fortwährend 6 Comptoiristen, 1 Reisender, 1 Zeichner, 1 Techniker, 4 Schlosser und 400 Fabrikarbeiter.

Besitzer ist Herr Julius Dannenberg, welcher dieses Etablissement – in Sachsen eins der ältesten dieser Branche – gründete.

In diesem Etablissement ist vorzüglich der ganz in englischem Styl aufgeführte Maschinenwerksaal – in dem zweiten Hauptgebäude – bemerkenswerth. Durch den geräumigen Saal laufen Reihen eiserner Säulen, welche die Dächer tragen, deren Zahl nach gänzlicher Vollendung des Baues siebzehn betragen wird, und das Licht fällt, gleichmäßig durch den ganzen Raum vertheilt, von oben herein. Die Heitzung dieses Saales geschieht im Winter durch Röhrenleitungen von Kupfer, welche aus dem Kessel mit erhitztem Dampf gespeist werden.




Die Damastfabrikation in Groß-Schönau.


Viele Künste und Wissenschaften entstammen dem Orient und auch die Damastweberei nennt ihn ihr Vaterland; sie entstand dort und namentlich in der Stadt Damaskus, berühmt seit den frühesten Zeiten durch ihre mannichfachen Industriezweige, wurde diese Weberei mit hoher Kunstfertigkeit ausgeübt und entfaltete sich dort zu der herrlichsten Blüthe, weshalb diese Erzeugnisse auch ihren Namen – Damast – von der berühmten Fabrikstadt erhielten. Von Kleinasien aus verbreitete sich die Kunst des Damastwebens nach und nach über das Abendland, wo sich die Niederländer bald als Meister zeigten und vorzüglich die niederländische Leinen-Damastfabrikation erlangte großen Ruf. Nach Sachsen und zwar nach Groß-Schönau, kam dieser Industriezweig erst um das Jahr 1666.

In Großschönau war schon im sechszehnten Jahrhundert – und vielleicht auch noch früher – die Leinweberei bekannt, später kam auch die Zwillichweberei hinzu, welche schon 1620 Erwähnung findet, und ein Zwillichweber, Friedrich Lange, war es auch, welcher es in Großschönau zuerst versuchte, Damast zu weben. Man giebt an – obwohl es unerwiesen bleibt – Friedrich Lange habe in der Stolpener Gegend einigen Unterricht in der Weberei gezogener Waare erhalten und diese ersten Grundzüge dann weiter ausgebildet. Unterstützt wurde Friedrich Lange dabei von seinem Bruder Christoph und das Haus Nr. 336 war dasjenige, in welchem der erste Leinen-Damast gefertigt wurde. Der erste Mustermaler war Christoph Löffler aus Seifhennersdorf. Dieser Mann wohnte eigentlich in Warnsdorf, denn in zorniger Eifersucht hatte er eine Mordthat begangen und sich dann in das Nachbarland geflüchtet, von wo aus er Langen die Muster lieferte. Den ersten Webestuhl erbaute Christoph Krause. – Diesen vier Männern gebührt also die Ehre, einen Industriezweig in das Leben gerufen zu haben, dem nicht allein Groß-Schönau sein rasches Aufblühen verdankt, sondern welcher auch wesentlich beitrug, schon in früheren Zeiten Sachsens Gewerbthätigkeit nach allen Richtungen hin ehrende Anerkennung zu erringen.

Der Rath von Zittau, als Besitzer Groß-Schönau’s, nahm sich dieses neuen Industriezweiges mit großem


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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/143&oldid=- (Version vom 7.1.2019)