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mit dem Eisen nach, oder er benutzt die Kraft des Pulvers, um die Kohle abzusprengen. – Die Pulversprengung erleichtert die Arbeit wesentlich, denn nicht allein wird durch dieselbe der geschrämmte Kohlenstock niedergebrochen, sondern auch dessen nächste Umgebung erschüttert und aufgelockert, so daß die Abarbeitung mit dem Eisen wenig Mühe mehr kostet.

Die Kohlenförderung geschieht dann theils durch Körbe, theils durch Schleppkästen, gewöhnlich aber durch sogenannte Hunde, welche die im Abbau begriffenen Strecken auf gelegten Eisenschienen durchlaufen. Die Hunde werden entweder durch die Förderleute fortgeschoben, oder sie laufen bei geringer Senkung – fast kein Kohlenflötz ist völlig wagerecht – von selbst dem Förderschacht zu, wo die gefüllten Hunde an Drahtseilen mittelst Dampfkraft heraufgewunden und die leeren hinabgelassen werden. – Es ist dieses die Arbeit der Förderleute, welche auf diese Weise in großen Gruben den Tag bis dreihundert Karren Kohlen fördern können. Ein Hund faßt gewöhnlich einen Viertelkarren; bisweilen werden aber wohl auch Tonnen (ein halber Karren) oder auch ganze Karren auf ein Mal zu Tage gefördert.

Ist ein Theil des Kohlenflözes rein abgebaut, so greift der Häuer nun auch die stützenden Pfeiler an: er baut sie ab. Ist dieses geschehen, so werden die Stempel und das andere Holzwerk so weit als möglich herausgerissen, und die Decke bleibt dann mit ihren wenigen sie noch tragenden Stempeln ihrem Schicksal überlassen, dessen Entscheidung auch nicht lange auf sich warten läßt. Bald zersplittern die Stempel unter der ungeheuren Last der Decke und diese stürzt donnernd hinab, mit ihren Trümmern den abgebauten leeren Raum ausfüllend.

Solche niedergebrochene Kohlendecken erkennt man dann auch häufig auf der Oberfläche an den sogenannten Erdfällen oder Pingen, die sich oft ziemlich weit erstrecken.

Die schon an sich wenig angenehme Arbeit des Kohlenhäuers stößt bisweilen auf sehr bedeutende Hindernisse, deren Beseitigung entweder sehr mühevoll und zeitraubend, oder in manchen Fällen gänzlich unmöglich ist. Der Häuer, welcher verschiedenen Anzeichen vertrauend, einen reichen Kohlenflötz zu finden hofft und sich mit mühevoller Arbeit einen Weg hingebahnt hat, findet statt der gehofften reichlichen Ausbeute bisweilen eine Wüstung, einen leeren unterirdischen Raum, wo die Kohlen entweder ausgebrannt oder schon abgebaut sind; in letzterem Falle nennt man diese Stellen auch einen Preßbau. Häufiger aber als dieses ist der sogenannte Vorschuß oder das Versetzen, es sind dieses Stellen, wo sich eine fremde Gebirgsart plötzlich in den Kohlenflötz eindrängt und denselben gleichsam abschneidet. Hier ist nun bisweilen die Arbeit des Bergmanns gänzlich zu Ende, denn nicht selten ist das Flötz auf weite Strecken gänzlich unterbrochen und tief gesunken, und somit gänzlich verloren. Ist es aber nur ein einfacher Vorschuß, so arbeitet sich der Häuer rüstig durch das taube Gestein, wobei er durch seine Erfahrung hinreichend unterstützt wird, um aus allerhand, dem geübten Auge allein erkennbare Anzeichen die Richtung zu finden, in welcher er hoffen kann, den verlorenen Flötz wieder zu erreichen, und er erreicht ihn auch in den mehrsten Fällen wieder, wenn auch nie ohne großen Verlust an Zeit.

Störend sind auch die sogenannten Scheeren, wie der Bergmann Zwischenlager von Schieferthon, Letten, Sandstein, Eisenstein u.s.w. nennt, wie sie in den mehrsten Kohlenlagern vorkommen und die Flötze spalten. – Die Entfernung dieser Scheeren macht den Häuern viele Mühe und verdrießlich nennen sie dergleichen Arbeiten eine Lauseschicht.

Der Bergmann hat ferner bei seinen unterirdischen Arbeiten sehr gefährliche Feinde zu fürchten, die tückisch lauernd oft unerwartet über ihn herfallen und ihm Verderben bereiten; diese Feinde sind vorzüglich das Wasser, das böse und das schlagende Wetter.

Das Wasser findet sich um so häufiger, je tiefer der Bergmann in den Schooß der Erde dringt, vorzüglich aber dann, wenn Schichten von Kies und Sand erreicht werden. Diese Grubenwässer zu entfernen,

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/213&oldid=- (Version vom 9.3.2019)