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Die Strumpffabrik von Gottlieb Hecker und Söhne in Chemnitz.
(Mit Abbildung.)


Dieses Etablissement wurde von Gottlieb Hecker aus Schönhaide im Erzgebirge begründet, der 1759 in Chemnitz Bürger ward und anfänglich sich blos mit dem Vertrieb von rohen Cattunen, weißen Piques und Canevas (einem ¾ Ellen breiten gemustert gewebten leinenen Stoff) beschäftigte.

Im Jahre 1794 nahm er seine beiden Söhne Georg Karl und Gottlieb Wilhelm in das Geschäft und von da an datirt die jetzige Firma Gottlieb Hecker und Söhne, welche sich, nachdem seit längerer Zeit die Fabrikation von baumwollenen Mützen, Strümpfen und Handschuhen aufgefaßt worden war, bald eines guten Rufes in Rußland, Italien, Niedersachsen und Preußen erfreute.

1803 starb Gottlieb Hecker. Zollverhältnisse und Mode benachtheiligten in den Jahren 1814 bis 1818 den Geschäftsbetrieb empfindlich und dieses veranlaßte 1822 den Austritt von Gottlieb Wilhelm Hecker, an dessen Stelle der jetzige Chef des Geschäfts, ältester Sohn von Georg Karl, Herr Adolph Hecker, eintrat. Derselbe cultivirte, die bisherige Bahn verlassend, vorzugsweise den überseeischen Absatz und förderte durch sachkundige Nachahmung des englischen Fabrikates denselben auf eine Weise, der bald den bisherigen Besuch der Braunschweiger und Leipziger Messe unnöthig machte (1830).

Im Jahre 1835 starb der damalige Chef Georg Karl Hecker und Herr Adolph Hecker setzte nun in Gemeinschaft mit seinem Schwager, Herrn Eduard Händel, der seit 1829 der Firma angehörte, im Jahre 1848 sich aber zurückzog, den überseeischen Absatz mehr und mehr ausdehnend, das Geschäft fort, in welches er im Jahre 1849 Herrn Julius Hahmann und 1852 seinen ältesten Sohn, Herrn Karl Hecker, die jetzigen Theilhaber, eintreten ließ.

Nachdem die Firma auf verschiedenen Ausstellungen, zu Leipzig, Dresden, Berlin, München und Paris, die ersten und zweiten (Berlin) Preise erhalten hatte (die Londoner Ausstellung war aus principiellen Gründen nicht beschickt worden), fand sie sich, gleich einigen anderen Concurrenten in Limbach und Stollberg, nach Prüfung der Fortschritte der französischen und englischen Concurrenz in der Maschinenfabrikation, veranlaßt, 1852 auch diesen Zweig versuchsweise aufzufassen. Sie errichtete zu weiterer Verfolgung dieses Zweckes 1854 das auf der Waisenstraße zu Chemnitz, dem Bahnhof gegenüber gelegene Fabrikgebäude, welches die beiliegende Abbildung zeigt.

Dasselbe enthält im Haupthaus die nöthigen Räume für Comptoir, Garn- und Waarenlager, Formerei, drei hydraulische Pressen, Appretur und Packraum. Das Hin- und Herschaffen der Waaren wird in demselben durch einen Aufzug vermittelt, den die im Nebengebäude befindliche Dampfmaschine in Bewegung setzt. – In diesem Hause wird die Waare, nachdem sie von der Bleiche gekommen, geformt, gepreßt und zum Versandt fertig gemacht, wobei sieben bis acht Männer und zwanzig bis fünf und zwanzig Mädchen beschäftigt sind.

Im Comptoir und Lager stehen sechs Gehülfen, theils Commis, theils Lehrlinge, den Geschäftsinhabern zur Seite.

Das an jenes anstoßende Nebenhaus, durch ein dreißig Ellen langes, und zehn Ellen breites

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/256&oldid=- (Version vom 6.1.2019)