Rittergut mit seinen etwas verstreuten Flügeln. Des Ortes Haupttheil zieht sich aus der Nähe des Forellenbaches (an welchem er auch mit Kleinchristgrün zusammenstöst) südwärts in einer kleinen Schlucht 1/4 Stunde weit ziemlich steil hinauf zu einer Hügelgruppe, hinter welcher die meist ausgetrockneten Lehdenteiche liegen. Weiter in Südosten ist unfern Jocketa der Dobers, ein Holz, dessen slawischer Name auf einen eingegangenen Ort Dobritz schliessen lässt, wie in Nordost das Orbesholz auf ein Orbes: beide mögen von den Hussiten 1429 verwüstet worden sein. Jenseits des Forellenbaches steigt auch ziemlich steil der Frauenpöhl an. – Was noch dem h. Rupertus betrifft, so lebte dieser Stifter und Abt des ersten Cistercienserclosters Cisteaux bei Dijon 1024 bis 1108, und wurde 1222 canonisirt. Die hiesige Kirche, an welcher seit 1368 durch Legat der Edelfrau Agnes v. Elsterberg eine jährliche Spende noch vor 160 Jahren bestanden, erfuhr 1709 durchgreifende Restauration, das Pfarrhaus 1857 einen Neubau. – Durch den Ort ist ehemals die alte Reichsstrasse von Hof nach Zwickau und Altenburg gegangen. – Das vom Album mit Recht beklagte Unglück im J. 1640 verübte der Feldmarschall Mack; aber auch 1632 schon war die hierher gehörige Rentschmühle und namentlich das von Joachim v. Dölau daran gebaute kostbare Herrnhaus von Holki verbrannt worden. Die Mühle selbst mit ihren 7 Gängen galt bis dahin für eine der kunstreichsten im Lande; jetzt hat sie ein steinernes Wehr und nur 4 Gänge. Sonst besass sie den Zwang im Gutssprengel und bis zu 180 Scheffeln auch im Liebauischen, wesshalb in letzterm nie leicht eine Mühle unternommen werden konnte. – Mack verbrannte am 15. April 1640 das feste grosse Schloss im Dorfe mit seiner berühmten Gewehrsammlung, so wie die Kirche zum Theil und neun Bauergüter. Jener Krieg brachte dem Ort 10mal Plünderung.
Zwei Güter desselben mit 1 Hufe unterliegen dem Rittergute Liebau; dagegen hat ausser’m Dorfe das hiesige Gut auch 6 Häuser und die Gemeindeobrigkeit in Neudörfel, 6 in Möschwitz, 1 in Losa und 3 in Scholas; 1801 gab es 333 Consumenten an. Hierzu kommen einige Lehnleute in Jocketa.
In der ersten Sp. auf S. 147 wolle man für Zelba setzen: Sella: dieses liegt nebst Grünewald im Spremberg-Hoyerswerdischen Kreise der preussischen Oberlausitz. – Zeidler (s. Mitte der 2ten Sp.) hat nicht allein, sondern gemeinsam mit Opitz auf Netschkau dieses Allodialrittergut zu Lehn erhalten. – Im Dölauischen Besitze ist einst eine Lücke gewesen; denn am 30. Januar 1721 hat der Freiherr Friedrich Ludwig v. Hühnefeld Ruppertsgrün zusammen mit Christgrün erkauft, vermuthlich aber auch bald wieder zurück verkauft, nämlich an den frühern Verkäufer, den k. k. Kammerrath Adam Friedrich v. Dölau, welcher das Gut 1720 von seinem Bruder Johann Heinrich geerbt hatte. Zur Hühnefeldischen Stiftung kam es erst 1852.
Die v. Dölau besprachen wir schon unter Liebau, fügen aber hier gelegentlich noch einiges bei. Reizend erklingt ihre Familiensage, sie hätten unter’m römischen Prinzen Drusus (vergl. Voigtsberg) so tapfer gefochten, dass dieser sie dafür mit Ruppertsgrün, Unterpöhl und Liebau belohnte. Das geht doch noch weit über den Herzog vom Malakoff’schen Thurm hinaus. In der That aber hat der 1596 gestorbene Sigmund (s. das Album) sich in Frankreich, in Ungarn und vor Gotha sehr hervorgethan. Vom Vater auf Sohn folgten die Dölau auf einander so: Jobst oder Hiob auf Ruppertsgrün und Liebau, Christoph, Friedrich, Joachim auf Pöhl etc., Georg, Georg II., und der erwähnte Sigmund. Jobst mag demnach vor reichlich 500 Jahren geblühet haben. Joachim (s. das Album) lebte 1573 bis 1648, und hatte als fürstlicher Rath jubilirt: Johann Georg war dieses für Kursachsen. Joachim hat schon 1600 Liebau aus der Verpfändung an Kaspar v. Reitzenstein wieder ausgelöst. Dem ersten Johann Georg, der auch Kammerherr und seit 1672 Vicecanzler gewesen, folgte nach König ein gleichnamiger Sohn, den dagegen Andere Gottlob Christian nennen; sei dem, wie ihm wolle, so fehlt er doch im Album, oder doch wahrscheinlicher ist er, der daselbst vorkommende Johann Heinrich, da König ihn als Rath, Vicekreishauptmann, Kreiscommissar, Obersteuereinnehmer und Merseburger Domherrn bezeichnet, ihm auch ausser Ruppertsgrün und Liebau noch Cossengrün im Greizischen beischreibt. – Joachim war mit Zeuge, als Christian II. 1601 die v. Pappenheim mit dem Reichsmarschall-Unteramte belieh; die Urkunde schreibt ihn aber „Joachim v. Dhelaw zu Ruppersrgrohen.“
Das Dorf ist 1834 bis 1858 von 79 zu 87 Häusern, von 498 zu 609 Seelen angewachsen. Das zugehörige „Posthäusel“ steht an der alten Reichsstrasse, nordöstlich von Neudörfel und jenseits jener Ziegelei, welche 1/3 Stunde südöstlich vom Orte liegt, daher am westlichen Fusse der bewaldeten Scheerhübel. Der so romantischen Lage der Rentschmühle, am Eingange des Steinichts, 3000 Schritte westlich von Ruppertsgrün, gedachten wir schon unter Liebau; die dabei stehende Lochschenke gehört schon zu dem greizischen Dorfe Cossengrün, indem die Mühle dicht an der Landesgränze liegt. Das Steinicht aber (s. S. 148, Z. 9) ist keineswegs „auf freundlicher Höhe“, sondern der rege und tiefe, durch seine hohen Felskuppen sehr romantische Grund, in welchem die Elster über zahllos zu ihr herabgestürzte Bänke und Blöcke aus Grünsteinschiefer herbraust, und den Namen der „voigtländischen Schweiz“ veranlasst hat. Der Grund ist düsterer, als der Rabenauische in der Tharandter Gegend, übrigens aber ihm vielfach ähnlich.
S. 148, Z. 3, lese man „Klepper- oder Kläppermühle“. An den daselbst erwähnten Anbau stösst auch Klein-Christgrün; er ist nördlich vom Dorfe, am rechten Ufer des Forellenbaches.
Das Rittergut ist jetzt fast nur wie ein Vorwerk mit Christgrün vereinigt, hat an sich (1852) 141 Acker Feld, 52 Acker Wiesen, 4 Acker Teiche, Brauerei, Ziegelei, Schäferei etc. Letztere steht nebst einer neuen Colonie von Häuslern 1/4 südwestlich und daher näher an Liebau, als an Ruppertsgrün, am nordöstlichen Gehänge des kegeligen Galgenberges?
Zur Mitte der ersten Spalte auf Seite 148 ist zu bemerken, dass, – nach den allgemein giltigen Sprichworte: a potiori fit denominatio – Schiller dasjenige, was hier General Schlange gethan, Bannern fälschlich zugeschrieben hat. Vom Dorfe verbrannten damals 7 Häuser, – Z. 3 und 2 v. u. sind die Worte in anderer selbsverständlicher Weise zu stellen, und zur 2ten Sp. Z. 7 v. u., sei bemerkt, dass das Collaturrecht anjetzt dem Directorium der Stiftung beiwohnt.
Rützengrün (S. 109 d. A.) wird zwar auch Ritzengrün geschrieben, aber mit Unrecht, möge man nun den Namen von einem Heinrich Reuss oder einem Rudolf ableiten wollen. Es liegt nordöstlich von Auerbach an der hier noch verbundenen Strasse nach Kirch- und Schneeberg, am westlichen Fusse des bewaldeten, sehr hohen und weit umfassenden Taubenberges, am Anfange eines Nebenwässerchens des Sorgaischen Baches. Die nicht grosse und auch wenig tragbare Flur hat die Mittelhöhe von 1679 Fuss, die so nahe Auerbachische demnach schon um 131 Fuss überragend; zu ihr gehört eine Parcelle bei Beerheide.
Wie schon unter Auerbach bemerkt, kann dasige Burg nicht schon im 9ten Jahrhundert – wo man noch nach der Römer Weise befestigte – angelegt worden sein; ihr Thurm deutet vielmehr in das 12te oder 13te Jahrhundert. – Für Zenko (S. 110. Z. 7) setze man Zdenko oder Sidonius, und der vermeintliche Pankratz von Schenken ist ein Pankratius Zdenko von Dohna. Auch waren die Wolffersdorffe damals nicht Herrn. – Die letzten hiesigen Planitze waren Bernhard, Otto und Robert; einer derselben war Major. Diesen zuvorgegangen waren der Oberstlieutenant und der Forstmeister. – Von Günther kam das Gut schon 1854 an Herrn Schreiter. Bis 1847 ist es Mannlehn gewesen. Herr Günther war übrigens auch Mitbesitzer von Drehbach bei Zschopau; allhier aber machte er im Holzhandel grosse Geschäfte. Unter den weit früheren Gutsherren sei noch jener Johann Georg v. d. Planitz genannt, welcher das von seinem Bruder geerbte Gut Auerbach spaltete.
Das Rittergut hat sein ansehnliches Gehöft nun nordwestlichen Ende des Ortes, auf dem tiefern Abhange des Bühels: entfernt ist in Westen die Schäferei, nahe aber in Norden ein Teich. Mit Rothenkirchen zusammen (welches aber jetzt nicht mehr damit verbunden ist) versteuert es 35991/7 Einheiten. Es hat Brauerei, Brennerei und Ziegelei, auch ziemlich Holzung. Ob aber die bei Schnarrtann gelegne Hofmühle noch jetzt der Herrschaft eigenthümlich gehöre, ist uns unbekannt; sie hat ausser 3 Gängen und 1/4 Hufe Landes auch Oel- und Bretzeug. Die Schulstelle wird nicht von der Herrschaft, sondern von der Schulgemeinde Rützengrün mit Sorga vergeben. Zubehör des Gutes sind noch 5 Häuser (nämlich im J. 1834) in Berrheide, 11 in Rebesgrün, der Rempesgrüner Fichtzig, Theile von Brunn, Dresselsgrün, Hinterhain und Schnarrtann, welches ursprünglich wohl den slawischen Namen Schnarden gehabt haben mag. Wir finden auch Reimtengrün erwähnt, was aber wohl blos einen Lehnantheil an der Flur betroffen. – Auch von Rützengrün selbst hat das Gut nur einen Theil, wie Hohengrün, Sorga und beide Auerbacher Güter. Das Dorf zählte 1834 in 62 Häusern 460 –, 1858 in 67 H. 526 Seelen, über welche die Auerbachischen Dommungerichte die Obergerichtsbarkeit übten. – Die hiesigen Schieferbrüche werden insgemein die Auerbachischen genannt. Der dem Wetzschiefer sich nähernde Thonschiefer enthält auch Glorit und edlen Serpentin oder Ophit.
Sachsgrün. (S. 57 d. A.) Für dieses Gut, welches im Besitze längst mit Ebmath verbunden ist, und nach früherer Verfassung altschriftsässig und landtagsfähig war, verlangen – Longolius an der Spitze – mehrere Historiker die Schreibung Sacksgrün, indem es, wo nicht gar das Stammhaus der (nachmals Edlen) Säcke, doch von ihnen angelegt und genannt sein möge. Wie aber dieses sich durchaus nicht darthun lässt, so ist auch der beachtenswerthe Möbius entschieden dagegen, und immer noch mehr, als Sachsgrün, hätte in dieser Beziehung Sachswitz für sich. Unter allen Umständen jedoch ist die Schreibung Sachsengrün zurückzuweisen. – In der Mitte der ersten Sp. im Album wolle man statt Eitel setzen: Eltel.
Von den Z. 6 genannten Beiörtchen hatte 1834 Loddenreuth 11 Häuser, und von 2 solchen ist Hasen- (nicht Hofen-) reuth seitdem auf 4 gekommen. Die ganze Gemeinde aber zählte 1834 in 62 Häusern 342 –, 1854 in 64 H. 374 Seelen, mit Abnahme gegen die vorletzte Zählung. Die im Mittel 1734 Fuss hohe Flur gränzt mit Hartmannsreuth in Bayern, übrigens mit Wiedersberg, Ottengrün, Gassen- und Troschenreuth. Der Kirche giebt Lohrmann (wohl zu niedrig) 1612 Fuss, und dieselbe Seehöhe dem Loddenreuther Egelteich an der Gränze. In Osten steigen die Galgen- und Pferdeberge an, in Norden der Affenberg, der wohl besser Offenberg heisst; nach dem mittelalterlichen Namen Offe. – Der hiesigen Erbkretschamsbrauerei gedenkt schon eine Verordnung von 1537. – Nach dem kirchlich-statistischen Handbuche von Sachsen sind hierher nur noch die sächsischen Orte Lodden- und Hasenreuth, nicht mehr aber die bayrischen gepfarrt, und die Collatur der Pfarrei steht nun jedesmal dem sächsischen Cultministerium zu, bei der Schule dagegen der Herrschaft. Jene Abänderung geschah schon vor 15 Jahren.
Zubehör des Ritterguts – und zwar auch bis zum 30. April 1856 gerichtlich – sind ausser Sachsgrün (auf Schenks Charte Saxgrün)
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/350&oldid=- (Version vom 10.12.2022)