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de freusch di druf, doch in de Dörne hangts!

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     Was denksch derzu? Zum Erste sagi so:

Wenn Wermeth in di Freudebecher fließt
und wenn e scharfe Schmerz dur’s Lebe zuckt,
verschrick nit drab, und stell di nit so fremd!
Di eigeni Mutter selig, tröst sie Gott,

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sie het der ’s Zeichen in der Chindheit ge;

drum denk: „Es isch e Wienechtchindli-Baum,
nooch by nenander wohne Freud und Leid.“
     Zum Zweyte sagi das: Es wär nit gut,
wenns anderst[WS 1] wär. Was us de Dorne luegt,

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sieht gar viel gattiger und schöner us,

und ’s fürnehmst isch, me het au länger dra.
’s wär just, as wemme Zuckerbrod und Nuß,
und was am Bäumli schön und glitz’rig hangt,
uf eimol in e Suppeschüßle thät,

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und stellti ’s umme: „Iß so lang de magsch,

und näumis do isch!“ Wärs nit Uhverstand?

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: auderst
Empfohlene Zitierweise:
Johann Peter Hebel: Allemannische Gedichte. Macklots Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1803, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AllemannischeGedichte_Hebel.pdf/106&oldid=- (Version vom 10.3.2024)