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     Und’s wärs au gsi! Doch schlicht e mol mi Chind
zur Thüren us, und d’ Mutter sizt und spinnt,

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und meint, ’s seig in der Chuchchi, rüeft und goht,

und sieht no just, wie’s uffem Fußweg stoht.

     Und drüber lauft e Ma, voll Wi und Brenz,
vo Chander her ans Chind und überrennt’s,
und bis sie ’m helfe will, sen ischs scho hi,

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und rüehrt si nit – e flösche Bueb ischs gsi.


     Jez rüstet sie ne Grab im tiefe Wald,
und deckt ihr Chind, und seit: „I folg der bald!“
Sie sezt si nider, hütet’s Grab und wacht,
und endli stirbt sie in der nünte Nacht.

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     Und so verwest der Lib in Luft und Wind;

Doch sizt der Geist no dört, und hüetet’s Chind,
und hütigs Tags, de Trunkene zum Tort
goht d’ Chand’rer Stroß verbey an selbem Ort.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Peter Hebel: Allemannische Gedichte. Macklots Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1803, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AllemannischeGedichte_Hebel.pdf/109&oldid=- (Version vom 10.3.2024)