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Seite:Allgemeiner litterarischer Anzeiger GemähldeAusstellung Dresden 1799.djvu/1

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Historisch-artistische Nachrichten und Bemerkungen über die GemähldeAusstellung zu Dresden im März 1799.

Der Mangel an Enthusiasmus für das Einheimische, Vaterländische, den ich bei meinem Aufenthalte in Sachsen schon so oft mit Verdruss bemerkte, wird auch bei Ausstellungen der Arbeiten Sächsischer Künstler leider nur zu sichtbar. Es ist ganz aus der Natur gegriffen, wenn z. B. von den Dresdnern ins Besondere sagt: „Den Thürmer ihrer VaterStadt zu besuchen, fällt äusserst wenigen Menschen in ihrem Leben ein, die es in einer fremden Stadt sich zum ersten Geschäft machen würden, trotz der Ermüdung von der zurückgelegten Reise, sogleich in die Laterne eines alten KirchThurms hinauf zu steigen, und en passant noch die Stufen der alten Wendeltreppe zu zählen. Und so gehts nicht dem einheimischen Thürmer allein, sondern oft auch den einheimischen Gelehrten, KunstWerken, Bibliotheken, Auditorien und Paradiesen der Natur.“

Wir lesen PreisAustheilungen, Nachrichten und Kritiken über KunstAusstellungen in Berlin, Wien, Weimar u. s. w. und was Sachsen hervorbringt, was in den Mauern des neuen Roms im Laufe eines Jahres unter der bildenden Hand der Kunst hervorgeht, wird kaum innerhalb der Grenzen des Landes bekannt. „Das wahre Verdienst darf nicht prahlen, das wahre Verdienst wird durch sich selbst belohnt,“ wird man einwenden; allein das hiesse die Gleichgültigkeit gegen vaterländische Künstler unter zwei Gemeinplätze verstecken. Wahrer würde folgende Antwort sein: „Wir haben noch nicht KunstGefühl, noch nicht Geschmack genug, um es zu schätzen, wir ziehen die gröbern materiellen Vergnügungen noch leider zu sehr den feinern geistigen vor; wir scheinen noch immer geneigt zu sein, unsere Unwissenheit unter einer stolzen Gravität und unsere Gleichgültigkeit unter einer lächerlichen KennerMiene zu verbergen; kurz, wir schämen uns, einen titellosen Künstler sogar in seiner Kunst über uns zu sehen.“

Es wäre zu wünschen, dass bei Eröffnung der Ausstellung in Dresden jedes Mal zugleich ein Verzeichniss der ausgestellten KunstWerke nebst kurzen Bemerkungen, durch die Lehrer oder Direktoren der Akademie ausgegeben würde. Zwar läuft ein grosser Theil des Publikums nur dahin, um zu gaffen, und lobt mit vollen Backen, was brav bunt ist. Aber zwischen dieser Klasse und dem unterrichteten Künstler und KunstKenner steht ein Theil der Zuschauer mitten inne, der, unbekannt in den höhern Regionen der Geschichte und Mythologie, sich gern von dem, was er sieht, unterrichten möchte. Die Kosten müsste die AkademieKasse vorschiessen, sie würden – wenn sich ein uneigennütziger Bearbeiter fände – so gross nicht sein. Vielleicht käme durch den Verkauf etwas wieder ein. Der grössere Haufe kaufte freilich nicht. Dieser geht bloss hierher, weil er einmal etwas umsonst sehen kann! – ja wenn es eine SeilTänzer- oder TaschenSpielerBude wäre! – Wir sind nicht in Paris – wo ganz gemeine Leute bei Betrachtung der KunstAusstellung ihre 15 Sols für die Notice d’ exposition zahlen. Ich halte es daher für Prahlerei, dass einige von den 13 kritischen und antikritischen Flugschriften, welche im J. 1782 über das von Schenau ausgestellte AltarGemählde gedruckt worden sind, mehrere Auflagen erlebt hätten. Stölzel’s GrabStichel, im Vorbeigehen zu sagen, hat dieses Blatt jetzt auch dem grössern Publikum geniessbar gemacht. –.

Auch von mir erwarte man hier nur Notizen und keine Kritiken, an welche man die Anforderung machen