Thomas Laye: Historisch-artistische Nachrichten und Bemerkungen über die GemähldeAusstellung zu Dresden im März 1799 | |
|
7. Eine Ruhe auf der Flucht nach Egypten, nach Trevisani.
8. Ein Knabe mit dem KanarienVogel, nach Vogel.
. . . Reinhold, bei Schenau.
1. Eine große Landschaft mit Vieh, nach Berghem.
2. Eine große Landschaft, worauf ein Hirsch gejagt wird, nach Ruisdael.
(Eine Charakteristik davon findet man im Athenäum, II. Bandes 1. Stck., wo mehrere Gemählde der Dresdner Gallerie geschildert sind. Die Figuren auf dem OriginalGemählde sind von A. van der Velde.)
3. 4. Zwei grosse Landschaften mit vielem Vieh, nach Rosa di Tivoli (Philipp Roos).
Eins dieser Gemählde, welches über dem Eingange des V. Zimmers hing, schien am Ofen getrocknet zu sein, um die Menge der Ausstellungen noch zu vermehren. Die Farbe war in hohen Blasen aufgetrieben.
5. 6. Kinder, ein Mädchen und ein Knabe, nach Vogel.
7. Kopf des Herzogs Alba, nach Rubens.
8. Ein Kopf, nach Schenau.
9. Ein Portrait, nach der Natur; in Oel.
. . . Siepmann, bei Schenau.
1. Ein Alter, der ein junges Mädchen liebkost, nach Mezii.
2. Ein Bauer mit einem Karren voll Viktualien, den eine Bettlerin anspricht; in Oel.
Die Zeichnung dieses Letztern war gut, aber die Behandlung des Kolorits sehr kalt. – Es ist wahrscheinlich eigene Erfindung, oder nach KupferStich kopirt.
. . . Steinbach. bei Schenau.
Johannes der Täufer, aus dem Gemählde: St. George von Correggio, in der Größe des Originals kopirt; in Oel.
Bis jetzt das beste mir bekannte Gemählde dieses Künstlers, so wie eins der vorzüglichsten unter den ausgestellten Arbeiten der Schenau’ischen Schule, dem man die Manier des Meisters nicht ansieht. –
. . . Stock, bei Schenau.
1. Die Darstellung Christi im Tempel, nach C. W. E. Dieterich.
2. Ein Frauenzimmer, welche (eines sehr hässlichen) Amor’s BildSäule mit Blumen bekränzt, nach Schenau; in Oel.
Diese 45 Gemählde – wenn ich nicht noch einige übersehn habe – sind in einem Jahre in Schenau’s Schule hervorgebracht, eine Fruchtbarkeit, die oft des Zurufs: Non multa sed multum! – nöthig machte. Indessen glaube ich doch in dieser Fülle die kräftigste Vertheidigung gegen die allgemein verbreitete Sage zu finden, dass Schenau die Arbeiten seiner Schüler zu übermahlen pflege, um ihnen dadurch einen höhern Werth zu geben. Wo bliebe ihm bei dieser Herkulischen Arbeit Zeit zu Schaffung eigener KunstWerke, und zu so manchen andern Geschäften übrig, die ihm als Direktor der Akademie obliegen? Wäre dieses aber gegründet, so müsste man die rastlose Thätigkeit dieses Mannes bewundern. – Einige Wahrscheinlichkeit erhält diese Sage dadurch, dass – wie ich aus dem Munde eines seiner Schuler gehört habe – der unter . . . Olbricht, Nr.8g, angeführte Knabe nach Vogel, wirklich von Schenau selbst gemahlt sei. – In dieser Ungewissheit enthalte ich mich aller weitern Beurtheilung.
*
Karl Adolph Heinrich Hess.
Affaire bei Kaiserslautern, ein großes BatailleStück; in Oel.
„Auf Befehl des königl. Preuss. Generals der Kavallerie, Grafen von Kalkreuth, schickte der Sächsische Oberste von Zastrow, der im 1. Jahr des Fränkischen FeldZugs am Rhein als OberstLieutenant bei dem herzoglich Karl’schen DragonerRegiment stand, am 2. Tage der Schlacht, Nachmittags um 4 Uhr, den Lieutenant Helwig mit 40 Pferden ins Erlbacher Thal, um etliche Bataillons Franzosen aus einander zu sprengen, die sich durch einen Hohlweg bei dem Dorfe Erlbach gezogen hatten, vor dem Waide, der sich in der Nähe befand, aufmarschirt waren, und eine Schanze wegnehmen wollten, deren Verlust von großer Wichtigkeit gewesen sein würde. Er war so glücklich, diess zu bewerkstelligen, wurde aber umzingelt, und wäre ohne Zweifel mit seinen Leuten verloren gewesen, wenn ihm nicht noch zu rechter Zeit die Preußischen Karabiniers zu Hülfe gekommen wären, und den Sieg mit ihm getheilt hätten.“
Dieser letztere Zusatz benimmt der ganzen Scene viel von ihrem Interesse, und macht sie zu einem im Laufe des Krieges sehr alltäglichen Vorfall. Ja, wenn sich der Lieutenant mit seinem Häufchen ohne fremde Hülfe durchgeschlagen hätte, dann wäre sie eher des Pinsels würdig. Es ist überall mit der Darstellung solcher Gegenstände eine missliche Sache, wenn sie nicht ein betonders ausgezeichneter Vorfall charakterisirt. – Hier sieht man zur Rechten ein paar Dutzend Sächsische Reiter im Einhauen begriffen, von welchen auch nur einige, vorzüglich der Unteroffizier, und noch bestimmter dessen Pferd, ausgeführt sind. Von den übrigen, so wie auch von dem Offizier, sieht man nur die Köpfe. – Ihnen gegen über zur Rechten steht ein gemischter Haufe Französischer Soldaten: LinienTruppen, NationalGarden in lächerlicher, unordentlicher oder zerlumpter Kleidung, und bunt durch einander. Die Unordnung in den Reihen der Franzosen erlaubt eine tiefe und mehr detaillirte Einsicht der handelnden Personen. Ein Enragé mit einem GalanterieDegen mit weisser Scheide haut wacker mit zu, er steht im Vorgrunde, und ist, wieder neben ihm stehende verwundete NationalGarde, am meisten ausgeführt. Ein Wald von Bayonnetten erhebt sich über dem bunten Haufen, und man ist wirklich für die Sächsische Kavallerie besorgt; zumal da man dort nur aufgehobene Säbel, hier lauter gefällte Bayonnette sieht, und nach mathematischen Grundsätzen berechnen kann, dass jene Bayonnette früher die Reiter durchbohren werden, ehe ihre schwerer gehobenen Schwerter auf die Häupter ihrer Gegner niederfallen können. – Die Zeichnungen der einzelnen Figuren indessen hatte viel Gutes, die Köpfe der Sächsischen Krieger waren grössten Theils voll Charakter; man versicherte mich, verschiedene wären der Natur vollkommen getreu. Bei den Franzosen schienen dem Künstler einige KupferStiche und Zerrbilder des famosen Reichardt’ischen RevolutionsAlmanachs und der Englischen PennyKarrikaturen zum Muster gedient zu haben. – Vom Kolorit lässt sich wenig Gutes sagen. Ich möchte das Ganze lieber eine gemahlte Skizze nennen. Es fehlte den Farben überall an Haltung und Kraft; aus den Köpfen schien jeder BlutsTropfen verschwunden, oder in den Adern erstarrt zu sein. Von LuftPerspektiven war auch keine Spur zu bemerken, und der durch das ganze Gemählde verbreitete bläuliche PulverDampf vermehrte die Kälte der Färbung im Allgemeinen nur noch mehr. – Uebrigens war dieses Gemählde unstreitig dasjenige, welches am meisten besucht, betrachtet und zergliedert wurde. Man hatte desshalb ein Geländer darum machen müssen. Der Mann von Metier und
Thomas Laye: Historisch-artistische Nachrichten und Bemerkungen über die GemähldeAusstellung zu Dresden im März 1799. Roch und Weigel, Leipzig 1799, Seite Sp. 643/644. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Allgemeiner_litterarischer_Anzeiger_Gem%C3%A4hldeAusstellung_Dresden_1799.djvu/14&oldid=- (Version vom 26.9.2024)