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Seite:Allgemeiner litterarischer Anzeiger GemähldeAusstellung Dresden 1799.djvu/17

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Beschluss der im Allg. litt. Anz. 1799, Nr. 65, S. 648 abgebrochenen „Historisch-artistischen Nachrichten und Bemerkungen über die GemähldeAusstellung zu Dresden, im März 1799.“


V. Zimmer.

Moons d’Anvers.

Alexander auf dem KrankenBette, vor ihm sein Arzt Philippus, welcher den AnklageBrief des Parmenius liest, (Curtius III, 4). Ganze Figuren, in halber LebensGrösse ; in Oel.

Die Anlage dieses Gemähldes hatte verschiedene gute Seiten. Die Zeichnung war in den HauptSache korrekt, das Kolorit gewählt – aber der Charakter des Alexander war ganz verfehlt. In diesem Gesicht ist keine Spur von SeelenGrösse, aus diesen Zügen spricht keine SeelenRuhe, kein festes Vertrauen auf seinen Arzt. Er scheint den Becher voll Misstrauen und Widerwillen zu leeren, aber die gänzliche Abspannung erlaubt ihm nicht zu widerstehen. Das ist die Miene und. der Blick eines gemeinen Menschen, aber keines Alexander’s. Doch diesem Philippus hätte ich auch nicht so blindlings vertraut!

Den obern Theil des Phillippus, so wie eines der hinter ihm stehenden HofLeute, glaube ich auf einem Gemählde des van der Werf: „Christus unter den Lehrern im Tempel“ wieder zu finden.

. . . Hannsen, aus Kopenhagen.

Drei Portraits, nach der Natur; in Oel.

Die beiden männlichen Portraits waren mit mehr Freiheit und Genie behandelt, als das weibliche, und unter diesen war das des F. S. wieder das bessere. Nur Schade, dass dieser Künstler so dünn mahlt! Auch selbst in einer mässigen Entfernung sieht man die Fäden des Stoffs noch allzu deutlich, welches, zumal auf dem Fleische, eine falsche Wirkung macht. Der bessere Künstler arbeitet ja nicht für heute und morgen. – Sein Ziel ist die Unsterblichkeit, und sein Name muss mit dem Bilde des grossen Mannes, den er darstellt, zugleich auf die Nachwelt kommen. –

Ross, aus Holland.

Drei Portraits, nach der Natur; in Oel.

Nichts als Portraits, da war kein CharakterZug – nicht ein Gedanke von Handlung in diesen weiblichen Büsten, in dieser MännerFigur. Und jene verriethen doch – auch in diesen schlechten Abdrücken – dass sie einer lebendigern Darstellung fähig gewesen wären. –

. . . Müller, aus Liefland.

1. Eine MondScheinLandschaft.

2. Ein Portrait: in Oel.

Die Anordnung des Gemähldes – wenn sie nämlich dem Mahler zugehört – verdient Lob, aber der gute Mann scheint auch nicht die kleinsten Regeln der Beleuchtung zu kennen, ja nicht einmal die Natur darüber um Rath gefragt zu haben. Auf den schön gezeichneten Baum im Vordergrunde zur Linken kann das Licht so nicht fallen, man müsste sich denn den Mond ausserhalb des Gemähldes denken. – Die Beleuchtung des HirtenFeuers von unten hätte vortrefflich benutzt werden können, hier macht sie gar keinen Effekt. Die Figuren sind durchaus schlecht gezeichnet, ein Fehler, den auch bessere LandschaftsMahler mit M. gemein haben, und doch so leicht vermeiden könnten, wenn sie nicht selbst