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Seite:Allgemeiner litterarischer Anzeiger GemähldeAusstellung Dresden 1799.djvu/18

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erfinden, sondern bessern Künstlern nachzeichnen wollten. Warum folgen sie nicht dem Beispiele der Alten, die ihre Landschaften von andern darin geübten Meistern mit Figuren beleben lassen? – Die Ferne zur Rechten war der beste Theil des ganzen Gemähldes.

Nr. 2 war das Portrait des SchauSpielers Christ, im Charakter des HofRaths Stahl (s. Iffland’s Hausfrieden, Akt III, Scene II).

Täuschend ähnlich, welches mir gerade bei diesem Kopfe nicht leicht dünkt. Der Ausdruck war sehr glücklich aufgefasst, wer ihn in dieser Scene gesehen hatte, musste ihn sogleich wieder erkennen. – Der FarbenGebung hätte man aber gern mehr Reinheit und Bestimmtheit gewünscht, wie denn M. in diesem Theile der Kunst noch sehr viel zu lernen hat. –

. . . Oldendorp aus Hannover.

1. 2. Zwei brennende Städte.

3. Ansicht eines Ausbruchs des Vesuvs.

4. Ein ZahnArzt, der bei einer Lampe einem Menschen Zähne ausbricht; NachtStücke, in Oel.

Old. scheint für Darstellungen der Art wie Nr. 1 u. 2 viel Genie zu haben. Das Glühende ist ihm sehr gut gerathen, und die allmälige Verminderung des Lichts in der höhern Luft ist mit viel Wahrheit vorgetragen, allein der Ton des Ganzen war zu einförmig roth. Man vermisste den Unterschied zwischen Flamme und Gluth.

Nr. 3 fand ich minder gut, die Englischen KupferBlätter stellen diese Gegenstände mit mehr Wahrheit und Sauberkeit vor. Und man ist denn doch gewohnt, an ein Gemählde höhere Forderungen zu machen, als an einen KupferStich.

Bei Nr. 4 konnte man nicht entscheiden, ob die Idee oder die Ausführung abscheulicher sei.

. . . Gerster.

5 Portraits, Kopien; in Oel.

Die aus guter Absicht deshalb so hoch gehangen wurden, um sie den Augen der Kritik zu entrücken.

. . . Friedrich, aus SchwedischPommern.

Landschaften, in WasserFarben.

Recht gut – besonders der WasserSturz mit vieler Kühnheit gezeichnet. Das Kolorit war etwas unkräftig.

. . . Hammer, bei Veith.

Ansicht vom Schlosse Lohmen, in Tusche.

. . .Bruder, bei Veith.

"Eine andere Ansicht desselben Schlosses, in Tusche.

. . . Balzer, aus Prag.

Eine Landschaft, nach Ruisdael; in Sepia.

. . . Wizani, der Jüngere.

Verschiedene Ansichten Sächsischer Gegenden , in WasserFarben.

gut gehalten.

. . . Hiebenthal.

hatte einen Versuch gemacht, die SchattenRissKunst um eine Stufe höher zu erheben. Er hatte Scenen aus 2 bekannten SchauSpielen, Rolla’s Tod – und Heimburg und Marie mit vielem Fleisse vorgestellt. Man erkannte die vornehmsten SchauSpieler des Dresdner Theaters auf den ersten Blick. Schade; dass der gute Mann, durch allen Fleiss den Mangel richtiger Grundsätze im Zeichnen nicht überwinden konnte, dadurch ward manches Missverhähniss, z. B. die ausgerenkte Schulter der Demoiselle Koch, hervorgebracht, welches die sonst gute Wirkung dieser SchattenGemählde stört.

Mehr Korrektheit bemerkt man in 6 kleinern Medaillons verschiedener Silhouetten in halben Figuren, die mit viel Geist und Lebendigkeit ausgeführt waren. – Die angemessenen Handlungen der Personen benehmen das Steife, was sonst BrustBildern so sehr eigen ist. Der ViolinSpieler und das Frauenzimmer vor der Staffelei waren vorzüglich gerathen. – In beiden Physiognomien – obgleich nur im Profil – war die Aufmerksamkeit auf ihre Beschäftigung deutlich zu lesen. Auch die kleinen Silhouetten für Ringe waren sehr sauber gearbeitet. Sind nun vollends die Profils ähnlich, so ist Hieb. allen Liebhabern dieses untergeordneten Theils der Kunst zu empfehlen – bei welchem Künstler ich mich übrigens nicht so lange verweilt hätte, wenn nicht alle Versuche, die Gegenstände des Luxus zu veredeln – eine Auszeichnung verdienten.

Von seinem Nachbar,

Johann Adolph Opitz,

lässt sich weniger Gutes sagen, er staffirt alle seine Silhouetten mit weissen Umrissen aus, wodurch sie Mitteldinge zwischen SchattenRiss und Zeichnung werden. Ich hasse die unseligen ZwitterFabrikate. – Seinen Versuchen in Portraits mit WasserFarben hätte man doch den Eingang versagen sollen. Sie waren würdige Pendants zu einer Pinselei von Kühne im IV. Zimmer, dergleichen man an allen Ecken für ein paar Kreuzer kaufen kann.

Von gleichem Werthe war die Ausstellung von

Christian Michael Seyffart,

KaufMann, LotterieKollekteur, SchriftSteller und Mahler. Ein Quodlibet mit der Feder gezeichnet. Er hätte kein besseres Symbol seiner selbst, als dieses Quodlibet ausstellen können! Der all umfassenden Genies giebts wenige. Wer zu viel sein will, ist nichts recht. Dass er ohne Anweisung gezeichnet hat, wird ihm Jeder aufs Wort glauben. –