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Arbeit gaben strenge Herren,
Aber keinen Feierabend.
Mehl mahlt eine schwarze Schlange,
Auf dem Stein in Meeres Mitte;
Essen sollen’s jene Herren,
Die nicht Feierabend gönnen!




Götterlieder.


Alle Blumen schon verblühten,
Nur das Farnkraut blühte nicht;
Farnkraut ist das Kraut Johannis,
Blüht erst am Johannisabend.

Weinet nicht, Johannisweiber,
Klaget nicht, er sei verloren!
Weinet nicht, Johannisweiber,
Denn wir fanden ja den Jahnis!
Fanden ihn im tiefen Walde,
Fanden ihn im Farnkrautbusch.

In der Jahnismutter Hofraum
Sprangen hell drei Silberquellen;
Kühe tranken aus der einen,
Braune Pferde aus der andern;
In der dritten mit der Mutter
Jahnis selber badete.

Übers Jahr kam Jahnis wieder, – lihgo, lihgo!
Seiner Kinder Gast zu sein; – lihgo, lihgo!
Sehen wollt’ er, was sie thäten – lihgo, lihgo!
Und ob sie ihn ehrten noch. – lihgo, lihgo!
„Guten Abend, Jahnismutter, – lihgo, lihgo![WS 1]
Hast du mich erwartet schon? – lihgo, lihgo!
Hast du weichen Käs’ bereitet, – lihgo, lihgo!
Hast du süßes Bier gebraut? – lihgo, lihgo!

Anmerkungen (Wikisource)

  1. in der Vorlage: 'ligho!'
Empfohlene Zitierweise:
Victor von Andrejanoff: Lettische Volkslieder und Mythen. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1896, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AndrejanoffLettischeVolkslieder.pdf/31&oldid=- (Version vom 11.1.2019)