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ausgebreitet bleibt, und im Verlauf durch die Ansatzröhre die verschiedene Geschwindigkeit der Fäden zu einer mittleren austauscht. – Wird aber die Geschwindigkeit bedeutender, so werden die der Wand zunächst liegenden Theilchen (deren Geschwindigkeit doch immer fast ist) von den der Wand entfernteren in so weit bedeutender angezogen, da in gleicher Zeit sie von mehr (obschon weniger als die feste Wand anziehenden) Wassermolecülen berührt werden, als bei geringerer Geschwindigkeit[1]. Und so kann die Geschwindigkeit so weit durch Vermehrung der Druckhöhe gesteigert werden, daß ein und dasselbe Ansatzrohr nicht mehr von der ausfließenden Wassermasse erfüllt wird, sondern der Strahl sich zusammenzieht, ganz wie wenn der Ansatz fehlte. Daher kommt die bekannte Erfahrung, daß wenn der Strahl den Wänden der Röhre folgen soll, dieselbe verlängert werden muß, wenn die Druckhöhe sich vermehrt[2]. Da die Anziehung der festen Substanz der Wand gegen die Wassertheilchen im Allgemeinen bedeutender ist, als die der Theilchen unter einander, so wird die Wirkung derselben, den Strahl auszubreiten, um desto bedeutender seyn, je weniger todtes Wasser zwischen ihr und dem bewegten Wasser liegt. Da nun die Ausflußvermehrung

  1. Hachette in den citirten Aufsätzen.
  2. Um vielleicht verständlicher zu werden, sey Folgendes hinzugefügt: Sey , Fig. 17 und 18 Taf. I, ein in der Nähe einer festen Wand ruhendes, von dieser capillar afficirtes Theilchen. Sey das Maaß der Geschwindigkeit der nach der anderen Seite von auf dieses ebenfalls capillar, aber schwächer als die Wand einwirkenden gleichartigen Theilchen; oder, was dasselbe ist, sey die Anzahl der in der Zeiteinheit bei vorbeikommenden Theilchen, so wird der Ausdruck der Kraft seyn, mit welcher die bewegten Theilchen auf das ruhende einwirken, während die Kraft, mit welcher die Wand das Theilchen afficirt, nur durch eine lineare Function ausgedrückt werden kann. Es ist leicht einzusehen, wie die erstere die letztere Kraft überwiegen kann, wenn, wie in Fig. 18 wächst, die Geschwindigkeit größer wird.
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Verschiedene: Annalen der Physik und Chemie, Band LXIII. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1844, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Annalen_der_Physik_und_Chemie_Bd_63_1844.pdf/245&oldid=- (Version vom 31.7.2018)