Seite:Ansichten Lübeck Marienkirche.pdf/21

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Spitzbogen, welche das Chor tragen, wahrscheinlich aus früherer Zeit als das Holzwerk, und vom Feuer nicht angegriffen. Merkwürdig bleiben immer die beiden schlanken Granitsäulen in der Briefkapelle, aus Einem Stücke, bei einer Höhe von 15¼ Ellen. Schon fünf Jahrhunderte stehen sie an ihrer jetzigen Stelle, indem dies Gewölbe 1310 erbauet wurde, und schon vorher dienten sie, der Sage nach, zu gleichem Zwecke in Bardewyk, dieser uralten Stadt, welche Heinrich der Löwe (1189) zerstörte. Schön gearbeitet sind in eben dieser Vorhalle die Verzierungen der Bogen über der innern Thüre, wahrscheinlich von eben der Hand, wie die am Chorgewölbe.

Auch die Holzarbeiten im Innern sind mannigfaltig und meistens sehr gut geschnitzt. Fast an allen alten Gestühlen winden sich künstliche Laubwerke und Figuren, unter welchen sich die am Bürgermeisterstuhle vorzüglich auszeichnen. Unter den zahlreichen Denkmälern und Wappenschildern verrathen manche eine geübte Fertigkeit. Den Preis unter allen, sowohl an Reichthum der Figuren in der saubersten Ausführung, als an Vergoldung, verdienen zwei alte Altartafeln. Die eine, in der Bergefahrer Kapelle unter der Orgel, ist 1425 verfertigt und stand ehemals am Hochaltar, durchaus mit glänzendem Golde überzogen. Die andre, in der Kapelle daneben, ist noch vorzüglicher durch kunstvolle Arbeit und geschickte Anordnung der Figuren, die tief hinter einander zurücktreten. Je genauer man das Einzelne betrachtet, das freilich nicht ganz

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Heinrich Christian Zietz: Marienkirche. Friedrich Wilmans, Frankfurt am Main 1822, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ansichten_L%C3%BCbeck_Marienkirche.pdf/21&oldid=- (Version vom 31.7.2018)