Seite:August Summers Ehe.pdf/61

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Da umschlangen ihn zwei Arme. Ein Mund suchte den seinen.

Armer Egon! Was nutzten alle guten Vorsätze! Du hättest ein Obereunuch sein müssen, wenn Du in dieser Stunde fest geblieben wärest. Die Küsse waren so anders als sonst – so viel unschuldsvoller und doch hingebender. Und dabei sprach Stüpschen kein Wort – nichts. – Sie weinte sogar ein wenig.

„Du bleibst ein Schweinhund!“ dachte Egon, als er seine Widerstandskraft schwinden fühlte. Und dann – war ihm alles gleich.

Und eine Stunde später wußte er ganz plötzlich, was er angerichtet hatte. Da schluchzte Lisa, nicht Stüpschen, an seiner Brust. Und sie log so sehr mit Überwindung, aber – sie log:

„Ach – Klärchen hat gewollt, daß ich diese Nacht hier schlafe. Und sie hat mir auch gesagt, ich solle gegen viertel elf winken und das Fenster offen lassen – Du hättest sie so gebeten, uns – diese vertrauliche Aussprache zu ermöglichen, – so sehr gebeten. Und – ich liebe Dich doch so aufrichtig, so heiß –“

„Das hab’ ich gemerkt! – Tatsache! Das bedarf weiter keiner Beteuerungen!“ flüsterte er und streichelte ihr das Haar und die erhitzten Wangen. „Ich weiß ja nun Bescheid, Lisa. Das ist Stüpschens Rache,

Empfohlene Zitierweise:
W. Neuhofer: August Summers Ehe. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:August_Summers_Ehe.pdf/61&oldid=- (Version vom 31.7.2018)