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Bevölkerung großen Theils deutschen Ursprungs, und wenn sie auch die heimathliche Sprache längst vergessen hatte, so sah sie doch mit Stolz und Verachtung herab auf die Römer, welche ihnen an Kraft und Kriegsmuth nachstanden, durch ihre sittliche Verderbtheit an die schlimmsten Zeiten des Kaiserreiches erinnerten, aber ihrerseits wieder mit großem Selbstbewußtsein an den alten Erinnerungen festhielten, und auch wohl einiges von der alten Kultur, besonders aber eine überlegene Gewandtheit, List und Verschlagenheit bewahrt hatten. Die römische Kirche theilte den tiefen sittlichen Verfall vollständig, aber von der Erinnerung besserer Zeiten war den Päpsten wenigstens so viel geblieben, daß sie eine höhere Stellung für sich in Anspruch nahmen, als die eines italienischen Bischofes, und mit allen Mitteln ihr Rom davor bewahrten, eine italienische Landstadt zu werden. Die Kraft dazu fanden sie in der engen Verbindung mit dem römischen, im Kirchenstaat begüterten Adel; nachdem das Papstthum lange ein Zankapfel zwischen den römischen Familien gewesen, zuletzt in die Dienstbarkeit des Alberich gerathen war, welcher unter dem Namen eines Patricius die Herrschaft über Rom und das Erbtheil Petri an sich gerissen hatte, nahm endlich sein Sohn, der junge Oktavian, die Tiara selber in Besitz, und vereinigte die weltliche Gewalt mit der geistlichen.

Nach Unteritalien reichte die Macht der Könige kaum dem Namen nach: die Lehnshoheit über die alten langobardischen Fürstenthümer Kapua und Benevent überließ zuletzt König Hugo (S. 134) auch der Form nach den Griechen, welche in Apulien und Kalabrien wieder festen Fuß faßten, und auch in Neapel, Amalfi, Gaeta als Herren anerkannt waren.

So war die Halbinsel in sich zerspalten, und eine leichte Beute für die raublustigen Schaaren der afrikanischen Sarazenen, während andere aus Spanien herüber kamen, und sich

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig ohne Jahr, Seite VI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/6&oldid=- (Version vom 20.3.2023)