Seite:Aus Liudprands Werken.pdf/7

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

in Fraxinetum dauernd festsetzten. Von der andern Seite aber drangen die Ungern verheerend in die reichen Ebenen der Lombardei. Weit entfernt, diesen verderblichen Feinden mit vereinter Kraft entgegen zu treten, benutzten die Fürsten Italiens sie nur zu häufig als Bundesgenossen in ihren inneren Kriegen. Denn kein Mittel war ihnen zu schlecht, um ihre Leidenschaften, vor allem die Gier nach Geld, zu befriedigen.

In diese Zeit fiel Liudprands Jugend[1]. Er stammte aus einem angesehenen langobardischen Geschlecht (S. 138); in lebhaftester Weise tritt bei mancher Gelegenheit sein Stammesbewußtsein hervor, eben so wohl den Römern gegenüber, wie den Baiern, Burgundern, Aquitaniern. Sein Vater ging 927 als Gesandter des Königs Hugo nach Konstantinopel, wo er vom Kaiser Romanos sehr gut aufgenommen wurde; erkrankte aber gleich nach seiner Rückkehr, und hinterließ sterbend Liudprand als kleines Kind (S. 51. 52). Die Mutter hat sich dann wieder mit einem reichen und vornehmen Manne vermählt, der sich des Stiefsohnes mit liebevoller Sorgfalt annahm.

Seine Erziehung erhielt Liudprand, wie einst Paulus, des Warnefrids Sohn, in Pavia am königlichen Hofe, wo er durch seine schöne Stimme die Zuneigung des Königs Hugo gewann (S. 55). Er gedenkt dieses Fürsten auch nicht ohne Anhänglichkeit als eines guten Herrn, der nur den Weibern gar zu sehr ergeben war. Vor allem waren es Pezola und Roza, welche den Hof beherrschten, und von dem Volke wegen ihrer Schönheit und wegen ihres gegenseitigen Hasses Venus und Juno genannt wurden. Denn die Namen der alten Götter waren noch in aller Mund, und den Virgil las jeder, der überhaupt lesen lernte. Auch Liudprand, obwohl zum Geistlichen bestimmt, und später zum Diakonus an der Kirche zu Pavia geweiht (S. 169), schöpfte seine Bildung ganz aus der

Empfohlene Zitierweise:
Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig ohne Jahr, Seite VII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/7&oldid=- (Version vom 20.3.2023)
  1. Es kommt auch der abgekürzte Name Liuzo vor.