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Hör’ ich das Mühlrad gehen:
Ich weiß nicht, was ich will –
Ich möcht’ am liebsten sterben,

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Da wär’s auf einmal still!


 Bei einer Linde.

Seh’ ich Dich wieder, Du geliebter Baum,
In dessen junge Triebe
Ich einst in jenes Frühlings schönstem Traum
Den Namen schnitt von meiner ersten liebe?

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Wie anders ist seitdem der Aeste Bug,

Verwachsen und verschwunden
Im härt’ren Stamm der vielgeliebte Zug,
Wie ihre Liebe und die schönen Stunden!

Auch ich seitdem wuchs stille fort, wie Du,

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Und nichts an mir wollt’ weilen,

Doch meine Wunde wuchs – und wuchs nicht zu,
Und wird wohl niemals mehr hienieden heilen.


     Der Kranke.

Vögelein munter
Singen so schön,
Laß’t mich hinunter
Spazieren gehn!

Empfohlene Zitierweise:
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Vereinsbuchhandlung, Berlin 1826, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_Leben_eines_Taugenichts_und_das_Marmorbild.djvu/232&oldid=- (Version vom 31.7.2018)