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Und nun flattern wilde Blitze,
Sturm ras’t um den Felsenriff,

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Und von grimmer Wogen Spitze

Stürzt geborsten sich das Schiff.
Schwankend auf des Mastes Splitter,
Schlingt die Braut sich um den Ritter.

Und die Müde in den Armen,

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Springt er abwärts, sinkt und ringt,

Hält den Leib, den blühendwarmen.
Bis er alle Wogen zwingt,
Und am Blumenstrand gerettet,
Auf das Gras sein Liebstes bettet.

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„Wache auf, wach’ auf, Du Schöne!

Liebesheimath rings um lacht,
Zaubrisch ringen Duft und Töne,
Wunderbarer Blumen Pracht
Funkelt rings im Morgengolde –

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Schau um Dich! wach auf, Du Holde!"


Aber frei von Lust und Kummer
Ruht die liebliche Gestalt
Lächelnd noch im längsten Schlummer,
Und das Herz ist still und kalt,

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Still der Himmel, still im Meere,

Schimmernd rings des Thaues Zähre.

Empfohlene Zitierweise:
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Vereinsbuchhandlung, Berlin 1826, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_Leben_eines_Taugenichts_und_das_Marmorbild.djvu/265&oldid=- (Version vom 31.7.2018)