Seite:Baumann Kriegs- und Familienscenen 1813.pdf/102

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Geraubte, oder nicht zu berechnende Pferde, Ochsen, Kühe, Wagen, Eisenwerk, selbst Munition, Gewehre, Säbel u. dergl., Salz, gefüllte Mehlfässer, Heu, Haber, Stroh, Kleidungsstücke, Sachen aller Art wurden ausgeboten und höchstens im Drittel des Werthes ge- und verkaufet. Schnell bereicherten sich da Viele, und die Gewerbetreibenden verkauften in hohen Preißen an In- und Ausländer, gleich viel! die nicht zu entbehrenden Producte. Diese schnell Reichgewordene erkennet man heute noch an ihrem Uebermuthe. Hetären und Spieler fanden ebenfalls ihre Rechnung; nur der von allen Seiten bedrängte Landmann sah sich genöthiget, um sein Letztes nicht rauben zu lassen, sein im Schweiße des Angesichts erworbenes Gut zu verschleudern. – Unsere sächsischen Behörden durften und konnten diesem Unwesen nicht steuern, und die französischen Autoritäten nahmen von diesen Kleinigkeiten keine Notiz, oder indem sie sich selbst wohl dabey befanden, wollten sie keine nehmen. Ja, wie gerne hätte nicht in gehöriger Ordnung der Bauer zwey Drittel seiner Erzeugnisse geopfert, um sich nur das Eine zu erhalten; aber es war nicht also! die fürchterlichsten Folgen wurden schon fühlbar. Verheeret, verwüstet, in Boden getreten wurden die göttlichen Naturgaben, während schon einzelne Franzosen, in hungrigen abgezehrten Gestalten, nur um einen einzigen Bissen Brod flehten.

Empfohlene Zitierweise:
Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/102&oldid=- (Version vom 11.9.2022)