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Ludwig Bechstein: Teufelsbuhlschaft. In: Hexengeschichten, S. 2-40

Mit zittern und zagen kroch der Stadtschultheiß wieder in seine Kissen, nachdem er nochmals die Thüren zu Stube und Schlafkammer sorglich verriegelt, und blieb in dieser Nacht ferner unangefochten. –

Spät und in Schweiß gebadet erwachte Ehrn Vollrad; er hielt das gestern zu Nacht erlebte für einen bösen Traum, dieweil er vielleicht ein Trünklein übern Durst gethan von dem vorjährigen nachbarlichen Seewein, der noch halb Most war, und der sich sehr schön zu bauen verhieß; der Kopf war ihm wüst und es lag ihm bleischwer in den Gliedern. Er enthob sich ächzend der Lagerstatt, stieß den Fensterladen auf, das Glöcklein, das zur Frühmette des Marientages rief, bimmelte schon und als er die Stube geöffnet, erblickte er die junge, Magd bereits im schmucken Anzug, und nur auf das Oeffnen seiner Thüre harrend, ihm das Morgensüpplein zu bringen, doch sah auch Kathrin etwas verstört aus und sprach gleich nach dem Morgengruß: „Schaut Herr, in der Küchen, da hat einer schöne Arbeit gemacht. Vier Apostelkrüge, auch der mit dem heiligen Gotteslamm – sind zerschlagen; zwei Schüsseln und fünf Teller, und noch dazu die schönsten, mit den bunten Bildern aus Wälschland, die Ihr erst vor kurzen gekauft - dort liegen sie in Scherben. In meiner kupfernen Wasserbutte ist mitten durch das Bild der Verkündigung Mariä eine Scharte gehauen – was soll das sein und bedeuten? Herr?“

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Ludwig Bechstein: Teufelsbuhlschaft. In: Hexengeschichten, S. 2-40. Pfeffer, Halle 1854, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Hexengeschichten.djvu/11&oldid=- (Version vom 31.7.2018)