Ludwig Bechstein: Teufelsbuhlschaft. In: Hexengeschichten, S. 2-40 | |
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Der Pfarrer erzürnte sich über diesen unhöflichen Gruß äußerst, und fragte mit aller Strenge: „Wer bist Du, unsauberer Geist?“
„Der Teufel bin ich, und nicht um ein Härlein unsaubrer wie Du, Pfaff!“ scholl die schreckliche Antwort.
„Was thust Du hier? Was suchst und was begehrest Du?“ fragte im Amtseifer Magister Decius.
„Nichts thue ich hier! Es gefällt mir hier, darum bin ich da! Dem Schultheißen will ich das Haus überm Kopf anbrennen, das ist mein Begehr!“
Dem Schultheißen schlotterten die Kniee; mit Entsetzen hörten alle diese Rede.
„Warum willt Du solches thun?“ fragte standhaft der Pfarrer weiter.
„Weil der Schultheiß mir mein Maidlein vorenthält, meine liebste Buhle!“ scholl die Antwort.
„Wer ist diese Deine liebste Buhle?“
„Die Maid im Haus, du Schandpfaff!“
Jedermänniglich entsetzte sich, denn die Köchin galt für eine unbescholtene und sittsamliche Jungfer, und nur diese konnte gemeint sein, denn des Wirthes Töchterlein war ja noch ein Kind.
Der Pfarrer gab jetzt seinem Teufelsexamen eine andere Wendung, er dachte: Wer weiß, wenn dir wieder einmal ein Teufel Rede steht, zumal dir noch nie einer Rede gestanden, und begann den Teufel mit seltsamen Gewissensfragen zu behelligen.
Ludwig Bechstein: Teufelsbuhlschaft. In: Hexengeschichten, S. 2-40. Pfeffer, Halle 1854, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Hexengeschichten.djvu/21&oldid=- (Version vom 31.7.2018)