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Und zufällig war mein glänzender Husar nebenbei ein braver, herzensguter, edeldenkender Junge, mit weltmännischer Bildung und heiterem Humor (er hätte ja ebensogut – was bot der Marienbader Ball für eine Bürgschaft dagegen? – ein böser und ein roher Mensch sein können) und zufällig war auch ich ein leidlich gescheites und gemütliches Ding (er hätte auf besagtem Balle ebensogut in ein hübsches launenhaftes Gänschen sich verlieben können); so kam es denn, daß wir vollkommen glücklich waren und das infolgedessen das rotgebundene Lamento-Hauptbuch lange Zeit leer blieb.

Halt: hier finde ich eine fröhliche Eintragung – Verzückungen über die neue Mutterwürde. Am ersten Januar 1859 (war das ein Neujahrsgeschenk!) ward uns ein Söhnchen geboren. Natürlich erweckte dieses Ereignis so sehr unser Staunen und unsern Stolz, als wären wir das erste Paar, dem so was passierte. Daher wohl auch die Wiederaufnahme des Tagebuchs. Von dieser Merkwürdigkeit, von dieser meiner Wichtigkeit mußte die Nachwelt doch unterrichtet werden. Ferner ist das Thema „junge Mutter“ so vorzüglich kunst- und litteraturfähig. Dasselbe gehört zu dem bestbesungenen und fleißig bemalten Vorwürfen; dabei läßt sich so gut mystisch und heilig gerührt und pathetisch, naiv und lieblich – kurz ungeheuer poetisch gestimmt sein. Zur Pflege dieser Stimmung tragen ja (sowie die Schulbücher zur Pflege der Kriegsbewunderung) alle möglichen Gedichtsammlungen, illustrierte Journale, Gemäldegalerien und landläufige Entzückungsphrasen unter der Rubrik „Mutterliebe“, „Mutterglück“, „Mutterstolz“

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/020&oldid=- (Version vom 31.7.2018)