„Das Mädel hast Du gut erzogen, Schwiegervater!“
Abgelehnt! Das Ultimatum abgelehnt! So geschehen in Turin am 26. April. Die Würfel gefallen – der Krieg „ausgebrochen“!
Seit einer Woche war ich auf die Katastrophe gefaßt, dennoch versetzte mir deren Eintreffen einen derben Schlag. Schluchzend warf ich mich auf das Sofa, den Kopf in die Kissen verbergend, als mir Arno diese Nachricht brachte.
Er setzte sich an meine Seite und tröstete mich sanft.
„Mein Liebling, Mut – Fassung! Es ist ja nicht so schlimm … in kurzer Zeit kehren wir als Sieger heim … Dann werden wir Zwei doppelt glücklich sein. Weine nicht so, es zerreißt mir das Herz … fast bereue ich, daß ich mich engagiert habe, auf jeden Fall mitzugehen … doch nein, bedenke: wenn meine Kameraden hinaus müssen, mit welchem Recht dürfte ich da zu Hause bleiben? Du selber müßtest Dich meiner schämen … Einmal muß ich ja die Feuertaufe erhalten – ehe das geschehen, fühle ich mich gar nicht recht als Mann und als Soldat. Denk’ nur, wie schön – wenn ich zurückkomme – mit einem dritten Stern am Kragen – vielleicht mit einem Kreuz auf der Brust.“
Ich lehnte meinen Kopf an seine Achsel und weinte da weiter. Wie klein ich doch wieder dachte: Sterne und Kreuze erschienen mir in diesem Augenblick als so
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/031&oldid=- (Version vom 31.7.2018)