Krieg enden?“ war der Wichtigkeit, ja beinahe der Wirklichkeit beraubt. Man aß, man trank, man las, man besorgte seine Geschäfte, aber das alles „galt“ eigentlich nicht – nur eins war von vollgewichtiger Gültigkeit: die Telegramme aus Italien.
Meine größten Lichtblicke waren selbstverständlich die Nachrichten, welche ich von Arno selber erhielt. Diese waren sehr kurz gefaßt – das Briefschreiben ist niemals seine starke Seite gewesen –; aber sie brachten mir doch das beglückendste Zeugnis; noch am Leben – unverwundet. Sehr regelmäßig konnten diese Briefe und Depeschen freilich nicht eintreffen, denn oft waren die Verbindungen abgebrochen, oder – wenn es irgendwo zur Aktion kam – der Feldpostdienst aufgehoben.
Wenn so einige Tage vergangen waren, ohne daß ich von Arno gehört, und es wurde eine Verlustliste veröffentlicht – mit welchem Bangen las ich da nicht die Namen durch! … Es ist so spannend, wie für den Losbesitzer das Durchsehen der Gewinnnummern einer Ziehungsliste, aber in umgekehrtem[WS 1] Sinne: was man da sucht, wohl wissend, daß man (Gott sei Dank) die Wahrscheinlichkeit gegen sich hat, ist der Haupttreffer des Unglücks …
Das erste Mal, als ich die Namen der Gefallenen durchgelesen – ich war eben seit vier Tagen ohne Nachricht – und sah, daß der Name „Arno Dotzky“ nicht darunter war, da faltete ich die Hände und sprach mit lauter Stimme: „Mein Gott, ich danke Dir!“ Kaum aber waren die Worte geäußert, so klang
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: ungekehrtem
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/046&oldid=- (Version vom 31.7.2018)