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Wir konnten uns aus dieser Umarmung garnicht losreißen – war es doch die letzte. Da plötzlich fühle ich, wie seine Lippen beben, seine Brust sich krampfhaft hebt … und – mich freilassend, bedeckt er sein Gesicht mit beiden Händen und schluchzt laut auf.

Das war zu viel für mich. Ich glaubte wahnsinnig zu werden.

„Arno, Arno,“ rief ich, ihn umklammernd: „Bleib, bleib!“ Ich wußte, daß ich unmögliches verlangte, doch rief ich hartnäckig: „Bleib, bleib!“

„Herr Oberlieutenant,“ kam es von draußen, „schon höchste Zeit.“

Noch einen Kuß – den allerletzten – und er stürzte hinaus.


* * *


Charpie zupfen, Zeitungsberichte lesen, auf einer Landkarte Stecknadelfähnchen aufstecken, um den Bewegungen der beiden Heere zu folgen und daraus Schachaufgaben, in der Fassung von „Österreich zieht an und setzt mit dem vierten Zuge matt“ zu lösen trachten; in der Kirche fleißig um Schutz für seine Lieben und um den Sieg der vaterländischen Waffen beten; von nichts anderem reden als von den vom Kriegsschauplatz eingetroffenen Nachrichten: – das war es, was meine und die Existenz meiner Verwandten- und Bekanntenkreise nunmehr ausfüllte. Das Leben mit allen seinen übrigen Interessen schien für die Dauer des Feldzuges sozusagen in der Schwebe; alles bis auf die Frage „wie und wann wird der

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/045&oldid=- (Version vom 31.7.2018)