könnte ich mich nicht so wohlgemut fühlen … einen Orden geh’ ich mir holen, weiter nichts. … Gib nur hier recht acht auf Dich selber und auf unsern Ruru – der, wenn ich avanciere, auch wieder um einen Grad vorrücken darf. Grüß ihn von mir … ich will den Abschied von gestern Abend nicht noch wiederholen. … Dem wird’s einmal ein Vergnügen sein, wenn ihm sein Vater erzählt, daß er im Jahr 59 bei den großen italienischen Siegen dabei gewesen.“ …
Ich hörte ihm gierig zu. Dieses zuversichtliche Geplauder that mir wohl. Er ging ja gern und lustig fort – mein Schmerz war also ein egoistischer, daher ein unberechtigter – dieser Gedanke würde mir die Kraft geben, ihn zu überwinden.
Wieder klopfte es an der Thüre.
„Es ist schon Zeit, Herr Oberlieutenant.“
„Bin schon fertig – komme gleich.“ Er breitete die Arme aus: „[WS 1]Also jetzt, Martha, mein Weib, mein Lieb –“
Schon lag ich an seiner Brust. Reden konnte ich nicht. Das Wort Lebewohl wollte mir nicht über die Lippen – ich fühlte, daß ich bei Äußerung dieses Wortes zusammenbrechen mußte, und die Ruhe, den Frohmut seiner Abfahrt durfte ich ja nicht vergällen. Den Ausbruch meines Schmerzes sparte ich mir – wie eine Art Belohnung – auf das Alleinsein auf.
Nunmehr aber sprach er es, das herzzerreißende Wort:
„Leb’ wohl, mein alles, leb wohl!“ und drückte innig seinen Mund auf den meinen.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Anführungszeichen fehlt in der Vorlage
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/044&oldid=- (Version vom 31.7.2018)