dem Schlummer auffuhr, war es Tag und die Kerze flackerte noch. Man klopfte an der Thür.
„Sechs Uhr, Herr Oberlieutenant,“ meldete die Ordonnanz, welche Befehl erhalten hatte, rechtzeitig zu wecken.
Arno richtete sich auf … Jetzt also war die Stunde gekommen – jetzt würde es gesprochen werden, dieses jammer-jammervolle Wort „Lebwohl“.
Es war ausgemacht worden, daß ich ihn nicht zur Bahn begleiten würde. Die eine Viertelstunde mehr oder weniger des Beisammenseins – auf die kam es nicht mehr an. Und das Leid der letzten Losreißung, das wollte ich nicht vor fremden Leuten bloßlegen; ich wollte allein in meinem Zimmer sein, wenn der Abschiedskuß getauscht worden, um mich auf den Boden werfen – um schreien, laut schreien zu können.
Arno kleidete sich rasch an. Dabei sprach er allerlei Tröstliches auf mich ein:
„Wacker, Martha! In längstens zwei Monaten ist die Geschichte vorbei und ich bin wieder da. … Zum Kuckuck – von tausend Kugeln trifft nur eine und die muß nicht gerade mich treffen. … Es sind andere auch schon aus dem Krieg zurückgekommen: sieh’ Deinen Papa. Einmal mußte es doch sein. Du hast doch keinen Husarenoffizier in der Idee geheiratet, sein Handwerk sei die Hyazinthenzucht? Ich werde Dir oft schreiben, so oft als möglich, und Dir berichten, wie frisch und fröhlich die ganze Campagne vor sich geht. Wenn mir was Schlimmes bestimmt wäre, so
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/043&oldid=- (Version vom 31.7.2018)