Den Rest verstand ich nicht mehr. „Arme Soldaten –“ das Wort klang mir noch lange nach, sie hatte es so mitleidsvoll betont. Ja wohl, arm; und je mehr man that, ihnen Trost und Hilfe zu senden, desto besser. Aber wie – flog es mir durch den Kopf – wenn man sie gar nicht hinschicken würde in all den Jammer, die armen Leute: wäre das nicht noch viel besser?“
„Ich verscheuchte diesen Gedanken … es muß ja sein – es muß ja sein. Andere Entschuldigung gibt es für das Greuel des Kriegführens keine, als die das Wörtlein „muß“ enthält.
Nun ging ich wieder meiner Wege. Die Freundin, die ich besuchen wollte, wohnte ganz nahe vom „Landhaus“ – auf dem Kohlmarkt. Im Vorübergehen trat ich in eine Buch- und Kunsthandlung, um eine neue Karte Oberitaliens zu kaufen; die unsere war von den fähnchengekrönten Stecknadeln schon ganz durchlöchert. Außer mir waren noch mehrere Kunden anwesend. Alle verlangten nach Karten, Schematismen und dergleichen. Nun kam die Reihe an mich.
„Auch ein Kriegsschauplatz gefällig?“ fragte der Buchhändler.
„Sie haben es erraten.“
„Das ist nicht schwer. Es wird ja beinahe nichts anderes gekauft.“
Er holte das Gewünschte herbei, und während er die Rolle für mich in ein Papier schlug, sagte er zu einem neben mir stehenden Herrn:
„Sehen Sie, Herr Professor, jetzt geht es jenen
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/055&oldid=- (Version vom 31.7.2018)