„Wie Sie sehen, Gräfin, habe ich von Ihrer Erlaubnis pünktlich Gebrauch gemacht“, sagte er, mir die Hand küssend.
„Glücklicherweise,“ antwortete ich lächelnd, indem ich ihm einen Platz anwies; „ich hätte sonst vor Ungeduld vergehen müssen, denn Sie haben mich wahrhaftig in große Spannung versetzt.“
„Dann will ich gleich, ohne lange Einleitung, sagen, was ich zu sagen habe. Daß ich es nicht schon gestern gethan, geschah, um Ihre fröhliche Stimmung nicht zu trüben –“
„Sie erschrecken mich –“
„Mit einem Wort: ich habe die Schlacht von Magenta mitgemacht –“
„Und Sie haben Arno sterben sehen!“ schrie ich auf.
„So ist es. Ich bin in der Lage, Ihnen über seine letzten Augenblicke Bescheid zu geben.“
„Sprechen Sie,“ sagte ich bebend.
„Zittern Sie nicht, Gräfin. Wenn diese letzten Augenblicke so schrecklich gewesen wären, wie bei so manchen anderen Kameraden, so würde ich Ihnen sicher nicht davon gesprochen haben: es gibt nichts Traurigeres, als von einem teueren Toten zu erfahren, daß er qualvoll gestorben – das ist aber hier nicht der Fall.“
„Sie nehmen mir einen Stein vom Herzen. Erzählen Sie.“
„Ich werde Ihnen nicht die leere Phrase wiederholen, mit welcher man Soldatenhinterbliebene zu trösten pflegt. „Er starb als Held,“ denn ich weiß nicht recht, was man damit sagen will; – den wirklichen Trost
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/089&oldid=- (Version vom 31.7.2018)