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Geschmack verloren und liebte es, manchmal allein zu Hause zu bleiben – mit meinem Sohn zu spielen, und wenn der Kleine zu Bett gebracht war, mich mit einem guten Buch an das Kaminfeuer zu setzen und zu lesen. Zuweilen besuchte mich dann mein Vater und verplauderte ein bis zwei Stunden bei mir. Natürlich kamen die Feldzugserinnerungen dabei unablässig zum Vorschein. Ich hatte ihm Tillings Bericht über Arnos Ende mitgeteilt; er nahm die Geschichte jedoch ziemlich kühl auf. Ob einer mit Schmerzen oder ohne Schmerzen geendet, schien ihm eine ganz nebensächliche Frage. „Geblieben“ sein – wie der Tod auf dem Schlachtfelde heißt – war seiner Anschauung nach eine so rühmliche – durch ein so erhabenes Fatum herbeigeführte Sache, daß die Details der dabei allenfalls ausgestandenen körperlichen Leiden garnicht in Betracht kamen. In seinem Munde klang das „Geblieben“ stets wie die neidende Konstatierung einer besonderen Auszeichnung, und die dem „Bleiben“ nächstfolgende Annehmlichkeit war nach seiner Auffassung offenbar das „Blessiert“-werden. Die Art und Weise, wie er von sich mit Stolz und von den anderen mit Respekt erzählte, daß sie bei diesem oder jenem – nach irgend einer Ortschaft benannten – Gefecht verwundet worden, ließ einen ganz vergessen, daß das Ding eigentlich weh thun könne. Welch ein[WS 1] Unterschied mit der kurzen Erzählung Tillings: in der Schilderung der zehn Unglücklichen, welche, von dem platzenden Geschoß zerschmettert, in lauten Jammer ausbrachen – was lag da für ein anderer Ton erschütternden

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: eine
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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/094&oldid=- (Version vom 31.7.2018)