‚Kanonenfutter‘, wie der bezeichnende Ausdruck heißt. Das wäre auch kein Unglück.“
Mein Vater machte ein sehr böses Gesicht. Dann aber zuckte er die Achseln:
„Ach, ihr Weiber,“ sagte er verächtlich. „Zum Glück wird der Junge nicht um Deine Erlaubnis fragen; das Soldatenblut fließt ihm in den Adern – Na, und Dein einziger Sohn wird er ja nicht bleiben. Du mußt wieder heiraten, Martha. In Deinem Alter ist’s nicht gut, allein sein. Erzähl’ mir: giebt es keinen unter Deinen Bewerbern, der vor Deinen Augen Gnade findet? Da ist zum Beispiel der Rittmeister Olensky, der sterblich in Dich verliebt ist – er hat mir neulich wieder vorgeseufzt. Der gefiele mir recht gut als Schwiegersohn.“
„Mir aber nicht als Gatte.“
„Da wäre noch der Major Millersdorf –“
„Und wenn Du mir den ganzen Militärschematismus hersagst – es ist vergebens. Um wie viel Uhr findet Dein Diner statt – wann soll ich kommen?“ fragte ich, um abzubrechen.
„Um fünf. Aber komm’ um eine halbe Stunde früher. Und jetzt adieu – ich muß fort. Grüß mir den Rudi – zukünftigen Oberbefehlshaber der k. k. Armee.“
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/098&oldid=- (Version vom 31.7.2018)