Aber Vater, das vierjährige Kind soll doch nicht –“
„Ich habe schon mit drei Jahren Soldaten gespielt – man kann nicht früh genug damit anfangen … Meine allerersten Eindrücke waren Trommeln, Säbel – exerzieren, kommandieren: auf die Art erwacht die Liebe zum Metier, auf die Art –“
„Mein Sohn Rudolf wird nicht unter die Soldaten gehen,“ unterbrach ich.
„Martha! Ich weiß doch, daß seines Vaters Wunsch –“
„Der arme Arno ist nicht mehr. Rudolf ist mein alleiniges Eigentum und ich will nicht –“
„Daß er den schönsten und ehrenvollsten Beruf einschlage?“
„Das Leben meines einzigen Kindes soll nicht im Kriege auf das Spiel gesetzt werden.“
„Ich war auch ein einziger Sohn und bin Soldat geworden. Arno hat keine Geschwister, so viel ich weiß, und Dein Bruder Otto ist gleichfalls einziger Sohn und ich habe ihn doch in die Militärakademie gegeben. Die Tradition unserer Familie fordert es, daß der Sprosse eines Dotzky und einer Althaus seine Dienste dem Vaterlande weihe.“
„Das Vaterland wird ihn weniger brauchen als ich.“
„Wenn alle Mütter so dächten!“
„Dann gäbe es keine Paraden und Revuen – und keine Männerwälle zum Niederschießen – kein
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/097&oldid=- (Version vom 31.7.2018)