auspackst und von dessen Pracht geblendet wirst. Ich habe heute ein langweiliges Diner –“
„Ja, ich weiß; drei alte Generäle mit ihren Frauen.“
„Und zwei Minister mit den ihrigen; kurz, eine feierliche, steife, einschläfernde Geschichte –“
„Da mutest Du mir doch nicht zu, daß ich –“
„Ja, ich mute es Dir zu, denn – da mich Damen mit ihrer Gegenwart beehren wollen – muß ich doch eine Dame zum Honneurs machen haben.“
„Dieses Amt hat ja Tante Marie übernommen?“
„Die ist heute wieder von ihrem gewissen Kopfschmerz befallen; es bleibt mir also nichts anderes übrig –“
„Als Deine Tochter hinzuopfern – wie dies schon andere Väter im Altertum – z. B. Agamemnon mit Iphigenia – gethan? Ich füge mich.“
„Übrigens sind unter den Gästen auch ein paar jüngere Elemente: Doktor Bresser, der mich in meiner letzten Krankheit so ausgezeichnet behandelt hat und dem ich die Artigkeit einer Einladung erweisen wollte; ferner Oberstlieutenant Tilling – Du wirst ja ganz feuerrot – was ist Dir?“
„Ich? … Es ist die Neugier: jetzt muß ich doch schauen, was Du mir gebracht hast.“ Und ich begann, das Paket aus seiner Papierhülle zu lösen.
„Es ist nichts für Dich – erwarte nicht etwa ein Perlenhalsband. Das gehört dem Rudi.“
„Ja, ich sehe, eine Spielereischachtel – ah, Bleisoldaten!
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/096&oldid=- (Version vom 31.7.2018)