genommen zu werden. Es ist ein Fehler, daß die Leute in Bekämpfung dieses englischen Sonderlings sich so erhitzen; dadurch wird seiner Lehre eine Wichtigkeit beigelegt, die ihr nicht zukommt. Namentlich ist es die Geistlichkeit, welche sich gegen die allerdings herabwürdigende Zumutung zur Wehr setzt, daß der nach dem Ebenbilde Gottes geschaffene Mensch jetzt plötzlich als dem Tierreich entstammend gedacht werden soll, eine vom religiösen Standpunkte aus allerdings höchst anstößige Annahme. Jedoch ist bekanntermaßen die kirchliche Verdammung einer unter dem Gewand der Wissenschaftlichkeit auftretenden Lehre, nicht im stande der Verbreitung derselben Einhalt zu thun. Dieselbe wird erst dann unschädlich, wenn sie von den Vertretern der Wissenschaft ad absurdum geführt worden ist, was gegenüber der Darwinischen allerdings –“
„Aber der Unsinn!“ unterbrach mein Vater, welcher fürchten mochte, daß noch eine lange Kette von „allerdings“ seine übrigen Gäste ermüden konnte, der Unsinn: vom Affen der Mensch! Da genügt doch wohl der sogenannte gesunde Menschenverstand, um solche tolle Einfälle abzuweisen – da braucht man doch nicht erst gelehrte Widerlegungen“ …
„Nun, für gar so apodiktisch sicher möchte ich diese Widerlegungen doch nicht halten,“ nahm nun der Doktor das Wort. „Es haben sich zwar Zweifel erhoben, aber die Theorie hat doch manches Wahrscheinliche für sich und es wird noch eine Zeit brauchen, bis die Gelehrten einig werden.“
„Ich glaub’ die Herren werden nie einig,“ bemerkte
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/103&oldid=- (Version vom 31.7.2018)