der General zu meiner Linken, welcher in barschem Ton und in Wiener Dialekt zu sprechen pflegte, „die leben ja vom Disputieren. Ich hab’ von der Affeng’schicht auch schon was g’hört. War mir aber zu dumm, um aufzupassen. Wenn man sich immer um alles Geschwätz kümmern sollt’, mit dem uns die Sterngucker und Graspflücker und Froschhaxl-Untersucher ein X für ein U vormachen wollen – da müßt einem ja Hören und Sehen vergehen. Übrigens habe ich neulich in einer illustrierten Zeitung dem Darwin sein G’sicht g’sehen und das is selber so affenmäßig, daß ich fast glauben möcht, sein Großvater is ä Schimpans g’wesen.“
Diesem letzten, den Sprecher sehr befriedigenden Witz ließ derselbe ein schallendes Gelächter folgen, in welches mein Vater aus hausherrlicher Zuvorkommenheit einstimmte.
„Gelächter ist allerdings auch eine Waffe,“ sprach der Minister ernst, – „beweist aber nichts. Dem Darwinismus – ich benütze schon das neue Wort – kann man doch auch ernsthafte, auf wissenschaftlicher Basis ruhende Argumente siegreich entgegenstellen. Wenn man gegen einen Schriftsteller ohne Autorität, Namen wie Linné, Cuvier, Agassiz, Quatrefages anführen kann, so muß dessen System zusammenstürzen. Anderseits läßt sich allerdings nicht leugnen, daß zwischen Mensch und Affe eine große Stammesähnlichkeit besteht und daß –“
„Trotz dieser Ähnlichkeit ist die Kluft doch eine meilenweite,“ unterbrach der sanfte General. „Läßt sich ein Affe denken, der den Telegraphen erfinden
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/104&oldid=- (Version vom 31.7.2018)