auf Deck, und wagt sich, wenn es sein muß, immer wieder hinaus ins Meer.“
„Ja, wenn es sein muß. Muß der Krieg denn sein?“
„Das ist eine andere Frage. Aber mitziehen muß der einzelne – und das giebt ihm, wenn auch nicht Lust, so doch Kraft zu seiner Amtserfüllung.“
So sprachen wir noch eine Zeit lang fort – in leisem Ton, um die Piketspieler nicht zu stören – und wohl auch, um von ihnen nicht gehört zu werden, denn unsere getauschten Ansichten – Tilling schilderte noch einige Schlachtenepisoden und seinen dabei empfundenen Abscheu, ich teilte ihm die von Buckle aufgestellten Betrachtungen über den mit steigender Civilisation abnehmenden Kriegsgeist mit – diese Reden paßten nicht für die Ohren des Generals Althaus. Ich empfand, daß es ein Zeichen großen Vertrauens von seiten Tillings war, mir über dieses Thema so rückhaltlos sein Inneres aufzudecken – es war da ein Strom von Sympathie von einer Seele zur anderen übergegangen …
„Ihr seid ja dort in sehr eifriges Geflüster vertieft!“ rief einmal beim Kartenmischen mein Vater zu uns herüber. „Was komplottiert Ihr denn?“
„Ich erzähle der Gräfin Feldzugsgeschichten –“
„So? Das ist sie schon von Kindheit an gewohnt. Ich erzähle dergleichen auch zuweilen. Sechs Blatt, Herr Doktor, und eine Quartmajor –“
Wir nahmen unser Geflüster wieder auf.
Plötzlich, während Tilling sprach – er hatte seinen
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/114&oldid=- (Version vom 31.7.2018)