„Ach, toll und flatterhaft sind sie ja alle und heiraten doch, wenn sie sich vernarren … Glaubst Du, daß er der Lilli gefällt?“
„Ich habe nichts bemerkt.“
„Er wäre eine sehr gute Partie. Wenn sein Onkel Drontheim stirbt, so erbt er die Herrschaft Selavetz. Apropos Drontheim – weißt Du, daß der Ferdi Drontheim, derselbe, der sein Vermögen mit der Tänzerin Grill durchgebracht hat, jetzt eine reiche Bankierstochter heiraten soll? – Nun – empfangen wird sie doch niemand … Kommst Du heute Abend zur englischen Botschaft? Wieder nicht? Eigentlich hast Du recht – in diesen Gesandtschafts-Raouts fühlt man sich doch nicht so ganz unter sich: es sind so viele fremdartige Leute dabei, von denen man nicht sicher weiß, ob sie comme il faut sind; jeder durchreisende Engländer, der sich bei seinem Gesandten vorstellen läßt, wird da eingeladen – wenn es auch ein bürgerlicher Gutsbesitzer, oder gar Industrieller oder so etwas ist. Ich habe die Engländer nur in der Tauchnitz-Edition gern … Hast Du „Jane Eyre“ schon ausgelesen? – nicht wahr, wunderhübsch? Wenn Beatrix zu sprechen anfängt, werde ich ihr eine englische Bonne nehmen … Mit der Französin des Xaver bin ich gar nicht zufrieden … Neulich bin ich ihr auf der Straße begegnet, wie sie den Kleinen ausführte, und ein junger Mann – anscheinend ein Kommis – ging nebenher, in angelegentlichstem Gespräch mit ihr. Plötzlich stand ich vor ihnen – die Verlegenheit hättest Du sehen sollen! Überhaupt, mit den Leuten hat man sein
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/122&oldid=- (Version vom 31.7.2018)