diejenigen der übrigen Zuschauer, nach jener Richtung geheftet, wo der Hof erscheinen sollte, sondern kehrten immer zu Tilling zurück. Dieser hatte mich nunmehr gesehen und erkannt. Er grüßte.
Wieder legte sich Rosas Hand auf meinen Arm:
„Martha – ist Dir unwohl? Du bist plötzlich blaß und rot geworden – schau’! … jetzt! jetzt!!“
In der That: der Kapell- – will sagen der Oberceremonienmeister hob seinen Stab und gab das Zeichen, daß das Kaiserpaar nahe. Dies versprach nun allerdings einen lohnenden Anblick, denn abgesehen davon, daß es das höchste war – war es sicherlich eins der schönsten Paare im Lande. Mit Kaiser und Kaiserin zugleich waren auch mehrere Erzherzoge und Erzherzoginnen hereingekommen und jetzt konnte die Feier beginnen. Truchsessen und Edelknaben trugen die gefüllten Schüsseln herbei, und der Monarch und die Monarchin stellten dieselben vor die sitzenden Alten hin. Das war wieder mehr Gemälde als je. Das Geräte und die Speisen und die Art der Pagen, dieselben zu tragen, erinnerte an verschiedene berühmte Bilder von Festgelagen im Renaissancestil.
Kaum aber waren die Gerichte aufgestellt, so wurde die Tafel wieder abgeräumt, eine Arbeit, welche – gleichfalls als Zeichen der Demut – die Erzherzoge verrichteten. Hiernach ward die Tafel hinausgetragen, die eigentliche Effektscene des Stückes (was die Franzosen „le clou de la pièce“ nennen) – die Fußwaschung – begann. Freilich nur eine Scheinwaschung, wie das Mahl nur ein Scheinmahl gewesen. Auf dem
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/136&oldid=- (Version vom 31.7.2018)