Die ganze Ceremonie war schnell zu Ende und gleich darauf leerte sich der Saal. Zuerst zog sich der Hof zurück; hierauf entfernten sich alle anderen Mitbeteiligten, und zugleich auch das Publikum von Estrade und Galerie.
„Schön war’s, schön war’s!“ flüsterte Rosa mit einem tiefen Atemzug.
Ich antwortete nichts. Eigentlich hatte ich keine Ursache, die Verwirrung und Gedankenarmut der Festgreise zu bemitleiden, war mir doch selber das Verständnis der eben stattgehabten Feier ein ziemlich verschwommenes, und hatte ich nur noch den einen Gedanken im Sinn: „Wird er uns am Ausgang erwarten?“
Doch wir gelangten nicht so schnell zum Ausgang, als ich gewollt hätte. Zuerst hieß es noch, mit fast sämtlichen Estradezuschauern, welche gleichzeitig mit uns ihre Plätze verließen, Hände schütteln und ein paar Phrasen tauschen. Man blieb da im Stiegenhause in einer großen Gruppe stehen und es gab einen förmlichen Morgenraout. „Grüß’ Dich, Tini.“ – „Bonjour, Martha.“ – „Ah, Sie auch da, Gräfin?“ – „Bist Du für den Ostersonntag schon vergeben?“[WS 1] – „Guten Tag, Durchlaucht, vergessen Sie nicht, daß wir Sie Montag Abend zu einer kleinen Tanzerei erwarten.“ – „Warst Du gestern bei den Dominikanern in der Predigt?“[WS 2] – „Nein, ich war im Sacré-coeur, wo meine Töchter eine Retraite machen.“ – „Die nächste Probe zu unserer Wohlthätigkeitsvorstellung ist Dienstag um zwölf Uhr, lieber Baron, seien Sie ja pünktlich.“
Anmerkungen (Wikisource)
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/138&oldid=- (Version vom 31.7.2018)