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wohl nicht verhören und wir würden uns schon verstehen, ohne solche kategorische Fragen und Antworten. Die Hauptsache war: ihn noch einmal sehen – und wenn schon geschieden sein mußte, so doch nicht ohne vorher ein herzliches Wort gesprochen, ein inniges Lebewohl getauscht zu haben … Bei dem bloß gedachten Worte Lebewohl füllten sich meine Augen mit Thränen. –

In diesem Augenblick trat der Erwartete ein.

„Ich gehorche Ihrem Befehle, Gräfin und – Was ist Ihnen?“ unterbrach er sich. „Sie haben geweint? Sie weinen noch?“

„Ich? … nein … es war der Rauch – im Nebenzimmer, der Kamin … Setzen Sie sich, Tilling … Ich bin froh, daß Sie gekommen sind –“

„Und ich glücklich, daß Sie mir befohlen haben zu kommen – erinnern Sie sich? im Namen meiner Mutter befohlen … Auf das hin habe ich mir vorgenommen, Ihnen alles zu sagen, was mir auf dem Herzen liegt. Ich –“

„Nun – warum halten Sie inne?“

„Das Sprechen wird mir schwerer noch, als ich glaubte.“

„Sie zeigten mir doch so viel Vertrauen – in jener schmerzlichen Nacht, wo Sie an einem Sterbebette wachten. – Wie kommt es, daß Sie jetzt so alles Vertrauen wieder verloren haben?“

„In jener feierlichen Stunde war ich aus mir selber herausgetreten – seither hat mich wieder meine gewohnte Schüchternheit erfaßt. Ich sehe ein, daß ich

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/155&oldid=- (Version vom 31.7.2018)