„Oh Martha!“ …
Der so ausgesprochene Name durchzuckte mich wie ein Glücksstrahl.
„Also morgen,“ wiederholte ich, ihm in die Augen schauend.
„Um dieselbe Stunde.“
Wir waren einig. Ich kehrte zu den andern zurück und Tilling, nachdem er noch meine Hand an seine Lippen geführt und die übrigen mit einer Verbeugung begrüßt hatte, ging zur Thüre hinaus.
„Ein sonderbarer Mensch,“ bemerkte mein Vater kopfschüttelnd. „Was er da alles gesagt hat, würde höheren Ortes kaum Beifall finden.“
Als am folgenden Tage die bestimmte Stunde schlug, gab ich, wie anläßlich seines ersten Besuches, Befehl, niemand anderen als Tilling vorzulassen.
Ich sah der kommenden Unterhaltung mit gemischten Gefühlen leidenschaftlichen Bangens, süßer Ungeduld und – einiger Verlegenheit entgegen. Was ich eigentlich ihm sagen wollte, das wußte ich nicht genau – darüber wollte ich gar nicht nachdenken … Wenn Tilling etwa die Frage an mich stellte: „Nun denn, Gräfin, was haben Sie mir mitzuteilen – was wünschen Sie von mir?“ so konnte ich doch nicht die Wahrheit antworten, nämlich: „Ich habe Ihnen mitzuteilen, daß ich Sie liebe; ich wünsche, daß – Du bleibst.“ – Aber in so trockener Form würde er mich
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/154&oldid=- (Version vom 31.7.2018)