ich eine so unerquickliche Diskussion heraufbeschworen habe, und lassen Sie mich Abschied nehmen.“
Stürmische Empfindungen durchbebten mich. Alles, was er eben gesprochen, hatte mir den teuren Mann noch teurer gemacht … Und jetzt sollte ich von ihm scheiden – vielleicht auf Nimmerwiedersehen? So vor anderen Leuten ein kaltes Abschiedswort mit ihm wechseln und damit alles zu Ende sein lassen? … Es war nicht möglich: ich hätte, wenn die Thüre sich hinter ihm geschlossen, in Schluchzen ausbrechen müssen. Das durfte nicht sein. Ich stand auf:
„Einen Augenblick, Baron Tilling,“ sagte ich … „ich muß Ihnen doch noch jene Photographie zeigen, von der wir neulich gesprochen.“
Er schaute mich erstaunt an, denn es war zwischen uns niemals von einer Photographie die Rede gewesen. Dennoch folgte er mir in die andere Ecke des Salons, wo auf einem Tische verschiedene Albums lagen und – wo man sich außer Gehörweite der anderen befand.
Ich schlug ein Album auf und Tilling beugte sich darüber. Indessen sprach ich halblaut und zitternd zu ihm:
„So lasse ich Sie nicht fort … Ich will, ich muß mit Ihnen reden.“
„Wie Sie wünschen, Gräfin – ich höre.“
„Nein, nicht jetzt. Sie müssen wiederkommen … morgen, um diese Stunde!“
Er schien zu zögern.
„Ich befehle es … bei dem Andenken Ihrer Mutter, um welche ich mit Ihnen geweint –“
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/153&oldid=- (Version vom 31.7.2018)