Herzensvater, schau’ nicht so bitter drein – verdirb mir das hohe Glück nicht, welches ich zu dieser Stunde empfinde – mein guter, geliebter alter Papa!“[WS 1]
„Aber Kind,“ antwortete er in etwas besänftigtem Tone, denn ein wenig Zärtlichkeit pflegte ihn gleich zu entwaffnen: „es ist ja eben Dein Glück, was ich im Auge habe. Ich könnte mit keinem Soldaten glücklich werden, der nicht mit Leib und Seele Soldat ist.“
„Du brauchst ja Tilling nicht zu heiraten,“ bemerkte Tante Marie ganz zutreffend. „Das Soldatentum ist das geringste,“ fügte sie hinzu; „aber ich könnte mit einem Manne nicht glücklich werden, der von dem Gott der Bibel in so wenig ehrerbietigem Tone redet, wie neulich –“
„Erlaube mir, Dich aufmerksam zu machen, liebste Tante, daß auch Du Friedrich Tilling nicht zu heiraten brauchst.“
„Des Menschen Wille ist sein Himmelreich,“ sagte mein Vater mit einem Seufzer, indem er sich wieder niedersetzte. „Natürlich wird Tilling quittieren?“
„Darüber haben wir noch nicht gesprochen. Lieber wäre es mir freilich – aber ich fürchte, er wird es nicht thun.“
„Wenn ich denke, daß Du einem Fürsten einen Korb gegeben hast,“ seufzte Tante Marie, „und jetzt statt Dich zu erheben, wirst Du auf der gesellschaftlichen Leiter hinabsteigen!“
„Wie unfreundlich Ihr beide seid – und Ihr behauptet doch, mich lieb zu haben. Da komme ich zu euch – das erste Mal seit des armen Arno Tode –
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Anführungszeichen fehlt in der Vorlage
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/169&oldid=- (Version vom 31.7.2018)