komme, wo etwas vorgefallen ist, das ich euch ohne Aufschub mitteilen wollte. Ich nahm mir daher nicht einmal die Zeit, nach hause zu fahren und Toilette zu wechseln –“
„Also gar so wichtig und eilig?“ fragte mein Vater, indem er sich eine Cigarre ansteckte. „Erzähle, wir sind gespannt.“
Sollte ich weiter ausholen? Sollte ich Einleitungen und Vorbereitungen machen? Nein: lieber kopfüber mich hineinstürzen, wie man vom Springbrett sich ins Wasser schwingt –:
„Ich habe mich verlobt –“
Tante Marie schlug die Hände über dem Kopf zusammen und mein Vater runzelte die Stirn:
„Ich will doch nicht hoffen –“ begann er.
Aber ich ließ ihn nicht ausreden: „Verlobt mit einem Manne, den ich von Herzen liebe und hochachte, von dem ich glaube, daß er mich vollständig glücklich machen kann – mit Baron Friedrich von Tilling.“
Mein Vater sprang auf:
„Da haben wir’s! Nach allem, was ich Dir gestern gesagt –“
Tante Marie schüttelte den Kopf:
„Ich hätte lieber einen anderen Namen gehört,“ sagte sie. „Erstens ist Baron Tilling keine Partie, er soll gar nichts haben; zweitens scheinen mir seine Grundsätze und Ansichten …“
„Seine Grundsätze und Ansichten stimmen mit den meinen überein, und eine sogenannte ‚Partie‘ zu suchen – darauf bin ich nicht angewiesen … Vater – mein
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/168&oldid=- (Version vom 31.7.2018)