Rosa und Lilli waren entzückt; Konrad Althaus rief: „Bravo, Martha! – und Du, Lilli, nimm Dir ein Beispiel daran!“ Mein Vater hatte seine frühere Antipathie entweder überwunden, oder es gelang ihm, dieselbe mir zu liebe zu verbergen; und Tante Marie war weich und gerührt:
„Die Ehen werden im Himmel geschlossen,“ sagte sie, „und jedem geschieht nach seiner Bestimmung. Mit Gottes Segen werdet ihr glücklich werden und den will ich unermüdlich auf euch herabflehen.“
Auch mein Sohn Rudolf wurde dem künftigen „neuen Papa“ vorgestellt, und es war mir ein eigenes Wohl- und Weihegefühl, als der geliebte Mann mein geliebtes Kind in seine Arme hob, es innig küßte und sagte: „Aus Dir, kleiner Bursch’, werden wir einen ganzen Mann machen.“
Im Laufe des Abends brachte mein Vater seine Idee in Betreff des Quittierens zur Sprache:
„Sie werden jetzt vermutlich Ihre Karrière aufgeben, Tilling? Da Sie ohnehin kein Freund des Krieges sind –“
Friedrich warf mit überraschter Miene den Kopf zurück:
„Meine Karrière aufgeben? Ich habe ja keine andere …. Und man braucht doch kein Freund vom Kriege zu sein, um den Militärdienst zu leisten, ebenso wenig wie man –“
„Ja, ja,“ unterbrach mein Vater, „das sagten Sie schon neulich: ebenso wenig wie ein Feuerwehrmann ein Liebhaber von Feuersbrünsten zu sein braucht –“
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/171&oldid=- (Version vom 31.7.2018)