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wir sind glücklich. Ob wir es bleiben? Das hängt leider nicht von uns ab, sondern vom Schicksal … Über jedem Glück schwebt eine Gefahr, und je inniger das erste, desto grausiger die letzte.“

„Was können Sie fürchten?“

„Den Tod.“

„Ah so. Der war mir gar nicht eingefallen. Ich habe zwar als Arzt öfters Gelegenheit, dem Gesellen zu begegnen – aber ich denke nicht daran. Der liegt ja bei gesunden und jungen Leuten, wie das in Rede stehende glückliche Paar, in so entrückter Ferne –“

„Was nützt dem Soldaten Jugend und Gesundheit?“

„Verscheuchen Sie solche Ideen, liebste Baronin. Es ist ja kein Krieg in Sicht. Nicht wahr, Excellenz,“ wandte er sich an den Minister, „gegenwärtig ist am politischen Himmel der mehrfach erwähnte schwarze Punkt nicht zu sehen?“

„Punkt ist viel zu wenig gesagt,“ antwortete der Befragte. „Es ist vielmehr eine schwarze, schwere Wolke.“

Ich erbebte bis ins Innerste:

„Was? wie? was meinen Sie?“ rief ich lebhaft.

„Dänemark treibt es gar zu bunt“ …

„Ah so, Dänemark,“ sagte ich erleichtert. „Die Wolke droht also nicht uns? Es ist mir zwar unter allen Umständen betrübend, wenn ich höre, daß man sich irgendwo schlagen will – aber wenn es die Dänen sind und nicht die Österreicher, dann flößt mir das wohl Beileid, aber keine Furcht ein.“

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/185&oldid=- (Version vom 31.7.2018)