„Du brauchst Dich auch nicht zu fürchten,“ fiel mein Vater lebhaft ein, „falls Österreich sich beteiligt. Wenn wir die Rechte Schleswig-Holsteins gegen die Vergewaltigung Dänemarks verteidigen, so riskieren wir ja nichts dabei. Es handelt sich da um kein österreichisches Territorium, dessen Verlust ein unglücklicher Feldzug herbeiführen könnte –“
„Glaubst Du denn, Vater, daß – wenn unsere Truppen ausmarschieren müßten – ich an solche Dinge, wie österreichisches Territorium, schleswig-holsteinsche Rechte und dänische Vergewaltigung dächte? Ich sähe blos eins: die Lebensgefahr unserer Lieben. Und die bleibt gleich groß, ob nun aus diesem oder jenem Grund Krieg geführt wird.“
„Die Schicksale der Einzelnen kommen nicht in Betracht, mein liebes Kind, wo es sich um weltgeschichtliche Ereignisse handelt. Bricht ein Krieg aus, so verstummen die Fragen, ob der oder der dabei fällt, oder nicht, vor der einen gewaltigen Frage, was das eigene Land dabei gewinnen oder verlieren wird. Und wie gesagt: wenn wir uns mit den Dänen raufen, so ist nichts zu verlieren dabei, wohl aber unsere Machtstellung im deutschen Bund zu erweitern. Ich träume immer, daß die Habsburger noch einmal die ihnen gebührende deutsche Kaiserwürde zurückerlangen. Es wäre auch ganz in der Ordnung. Wir sind der bedeutendste Staat im Bunde! die Hegemonie ist uns gesichert – aber das genügt nicht … Ich würde den Krieg mit Dänemark als eine sehr günstige Gelegenheit begrüßen, nicht nur die Scharte von 59 auszuwetzen, sondern
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/186&oldid=- (Version vom 31.7.2018)