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mein Vater, „hört Ihr? Auch Tilling, der doch kein Freund des Krieges ist, giebt zu, ein Freund des Duells zu sein.“

„Ein Freund? Das habe ich nie behauptet. Ich sagte nur, daß ich gegebenen Falls selbstverständlich zum Duell greifen würde – wie ich es übrigens auch schon ein und das andere Mal gethan; gerade so selbstverständlich, wie ich schon mehreremale in den Krieg gezogen, und bei dem nächsten Anlaß wieder ziehen werde. Ich füge mich den Satzungen der Ehre. Damit will ich aber keineswegs gesagt haben, daß diese Satzungen, wie sie unter uns bestehen, meinem sittlichen Ideal entsprechen. Nach und nach, wenn dieses Ideal die Herrschaft gewinnt, wird der Begriff der Ehre auch eine Wandlung erfahren: einmal wird eine erhaltene Injurie, wenn sie unverdient ist, nicht auf den Empfänger, sondern auf den rohen Geber als Schmach zurückfallen; zweitens wird das Selbsträcheramt auch in Sachen der Ehre ebenso außer Gebrauch kommen, wie in kultivierter Gesellschaft die Selbstjustiz in anderen Dingen thatsächlich schon verschwunden ist. Bis dahin –“[WS 1]

„Da können wir lange warten,“ unterbrach mein Vater. „So lange es überhaupt Edelleute gibt –“

„Das muß auch nicht immer sein,“ meinte der Doktor.

„Oho, Sie wollen gar den Adel abschaffen, Sie Radikaler?“ rief mein Vater.

„Den feudalen allerdings. ‚Edelleute‘ braucht die Zukunft keine.“

Anmerkungen (Wikisource)

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Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/190&oldid=- (Version vom 31.7.2018)