hatten zwar einen Tropfen Bitterkeit in ihrem Freudenbecher; nicht dabei gewesen zu sein … bei einem solchen Triumph fehlen zu müssen – solches „Pech“!
Mir verursachte dieser Sieg eine große Freude; denn gleich darauf trat in London eine Friedenskonferenz zusammen und vermittelte einen Waffenstillstand. Welches freie Aufatmen dieses Wort „Waffenstillstand“ doch gewährt! … Wie müßte die Welt erst aufatmen – dachte ich damals zum erstenmal – wenn es allenthalben hieße: die Waffen nieder – auf immer nieder! Ich trug das Wort in die roten Hefte ein. Daneben aber schrieb ich verzagt, zwischen Klammern: „Utopia“.
Daß der Londoner Kongreß dem schleswig-holsteinschen Kriege ein Ende machen würde, daran zweifelte ich gar nicht. Die Verbündeten hatten gesiegt, die Düppeler Schanzen waren genommen – diese Schanzen hatten in letzter Zeit eine so große Rolle gespielt, daß mir deren Einnahme als endgültig entscheidend erschien – wie wollte Dänemark jetzt noch weiter sich behaupten? Die Verhandlungen zogen sich unglaublich lange hin. Dies wäre mir eine Qual gewesen, wenn ich nicht von allem Anfang an die Überzeugung gehabt hätte, daß das Ergebnis ein befriedigendes sein müsse. Wenn die Vertreter mächtiger Staaten, dabei vernünftige wohlmeinende Leute, sich zusammenthun, um ein so wünschenswertes Ziel zu erreichen, wie Friedensschließung, wie könnte das mißlingen? Desto entsetzlicher war meine Enttäuschung, als nach zwei Monate lang geführten
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/213&oldid=- (Version vom 31.7.2018)